Deutsche Konjunktur

Ministerium warnt vor Kriegsfolgen für Konjunktur

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine birgt „substanzielle Risiken“ für die deutsche Konjunktur, mahnt das Bundeswirtschaftsministerium. In den Fokus der Auguren rücken Konsum und Sparquote.

Ministerium warnt vor Kriegsfolgen für Konjunktur

ba Frankfurt

Das Bundeswirtschaftsministerium sieht wegen des Ukraine-Kriegs die weitere Konjunkturerholung nach dem Einbruch in der Coronakrise in Gefahr. Der russische Angriffskrieg berge „substanzielle Risiken“, wobei sich die genauen Auswirkungen derzeit noch nicht seriös beziffern lassen, betonte das Ministerium im aktuellen Monatsbericht. Diese „hängen stark von der Dauer und der Intensität des Konflikts ab“, heißt es weiter.

Die Folgen des Krieges, der westlichen Sanktionen und von Russlands Gegenmaßnahmen greifen dabei an etlichen Stellschrauben: Die Lie­ferketten geraten wieder mehr in Stress, Handelsströme sind beeinträchtigt, die extrem zulegenden Energiepreise treiben die Inflation, die wiederum an der Kaufkraft der Konsumenten nagt. Der Konsum sollte eigentlich dem Wirtschaftswachstum in diesem Jahr einen kräftigen Schub geben. So lauteten zumindest die bisherigen Prognosen der Ökonomen. Und die gestiegene Unsicherheit könnte zu Investitionszurückhaltung und einem negativen Effekt auf den Welthandel führen.

Nachdem die gängigen Konjunkturindikatoren mit einem zeitlichen Verzug von einem bis zwei Monaten veröffentlicht werden, ist der Krieg in der Ukraine in ihnen noch nicht abgebildet, mahnt das Wirtschaftsministerium. Die Januardaten zu­mindest zeigten noch eine weitere Stabilisierung der Industrie, während die Geschäfte der Dienstleister weiter vom Pandemieverlauf geprägt waren. Die Experten aus dem Ministerium von Robert Habeck schließen aus dem vierten Produktionsanstieg des verarbeitenden Gewerbes, dass die Unternehmen zunehmend besser mit den Lieferengpässen bei wichtigen Vorleistungen und Rohstoffen zurechtkämen – womit sich auch die Stimmung weiter aufhellte. Auch der Boom am Arbeitsmarkt habe sich fortgesetzt, und zugleich erholten sich die Einzelhandelsumsätze nach einem schwachen Weihnachtsgeschäft.

Sparquote im Fokus

Grund zur Sorge, so heißt es im Monatsbericht, sei jedoch die Inflationsrate, die insbesondere wegen des weiteren Preisanstiegs bei Energie und Nahrungsmitteln im Januar auf 5,1% geklettert ist. Da Deutschland große Teile seines Gasbedarfs aus Russland importiere, seien die Preise für diesen Energieträger eng an die Entwicklung des Kriegs Russlands gegen die Ukraine gekoppelt – 2022 werde daher deutlich mehr für Energie zu bezahlen sein als in den vergangenen Jahren. Auch in den nächsten Monaten seien deutlich erhöhte Inflationsraten zu erwarten, die den privaten Konsum belasteten.

Gerade auf dem Privatkonsum ruhten bislang die Wachstumshoffnungen. 2020 und 2021 haben die Deutschen einer Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge wegen der eingeschränkten Einkaufs- und Freizeitangebote rund 300 Mrd. Euro weniger ausgegeben als in einer Welt ohne Corona, das entspricht 3600 Euro pro Kopf. Dadurch sprang die Sparquote 2020 und 2021 von 11% auf durchschnittlich 15,5%. Ein Teil davon, so die Erwartungen, würde in diesem Jahr in zusätzlichen Konsum fließen. Nun aber könnte wegen der unsicheren globalen Lage vorübergehend sogar wieder mehr gespart werden, schreibt etwa Alexander Krüger, Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe. In den vergangenen Tagen haben bereits etliche Bankvolkswirte ihre Wachstumsprognosen gesenkt.