Nagel wirbt für internationale Zusammenarbeit bei digitalem Zentralbankgeld
Nagel wirbt für mehr internationale Zusammenarbeit
Multilateraler Ansatz für digitales Zentralbankgeld
mpi Frankfurt
Bundesbankpräsident Joachim Nagel befürwortet eine stärkere internationale Koordination bei der Einführung von digitalem Zentralbankgeld (CBDC). „Ich spreche mich nachdrücklich für einen multilateralen Ansatz in diesem Bereich aus, weil dies den Interessen aller Beteiligten am besten dient“, sagte Nagel am Montag auf einer Konferenz der indischen Zentralbank in Neu-Delhi.
Störungen in der Geldpolitik
Sollte dies hingegen ausbleiben, befürchtet Nagel nicht nur Ineffizienzen, sondern auch Störungen – etwa in der Geldpolitik. „Stellen Sie sich ein Szenario vor, in dem CBDC einseitig für Inhaber im Ausland verfügbar gemacht wird“, sagte Nagel. „In einem solchen Fall könnte es zu einer Währungssubstitution oder einem Aufwertungsdruck auf die heimische Währung kommen.“ Als Folge dessen könnte die Geldpolitik in Ländern, die unter dieser Währungssubstitution leiden, laut Nagel weniger effektiv werden. Eine weitere Störung könnte sein, dass sich die Bilanz der Zentralbank, die das CBDC emittiert, stark ausweitet. Ein multilateraler Ansatz der Notenbanken mit Obergrenzen für das Halten der digitalen Zentralbankwährungen könne diese Risiken minimieren.
Aufgabe des Gesetzgebers
Insgesamt spricht sich Nagel dafür aus, dass CBDC nicht nur für Menschen im Hoheitsgebiet der jeweiligen Notenbanken nutzbar ist. „Es ist meiner Meinung nach eine Überlegung wert, den digitalen Euro auch für Nutzer außerhalb des Euroraums zugänglich zu machen“, sagte Nagel. Zunächst mal liege der Fokus jedoch darauf, den digitalen Euro so zu konzipieren, dass er bei einer möglichen Einführung in ein paar Jahren in allen Euro-Ländern problemlos zum Einsatz kommen kann. Angesichts von 20 Euro-Ländern mit unterschiedlichen Bankensystemen sei dies eine komplexe Herausforderung.
Zudem ist es nicht die Aufgabe der EZB und der nationalen Notenbanken festzulegen, ob der digitale Euro bei einer Einführung auch für Menschen außerhalb der Eurozone nutzbar sein soll. Dies müsste der europäische Gesetzgeber bestimmen.
Noch Zukunftsvision
Nichtsdestotrotz wäre ein digitaler Euro nach der Wunschvorstellung des Bundesbankpräsidenten mit Beginn der Einführung „interoperabel mit anderen Girokonten zum Beispiel für kommerzielle Zahlungen von oder an Unternehmen außerhalb des Euroraums“. Er räumte jedoch ein, dass dies derzeit eher eine Vision als ein konkretes Vorhaben ist.
Der Fokus des Eurosystems liegt derzeit darauf, das technische Konzept für den digitalen Euro zu finalisieren. Zudem müssen die Notenbanken die Bevölkerung in der Eurozone über das digitale Zentralbankgeld informieren und für dessen Nutzung zu werben. Die Vorbehalte mancher gegenüber dem digitalen Euro seien laut Nagel ganz normal. Skepsis gegenüber neuen Technologien sei nichts Ungewöhnliches.