Konjunktur

Neue Coronawelle bremst Japans Wirtschaft

Japans Konjunktur leidet derzeit unter einer neuen Coronawelle – die Konsumente sind skeptischer, die Kurzarbeit nimmt zu und die Industrieproduktion geht zurück.

Neue Coronawelle bremst Japans Wirtschaft

mf Tokio

Japans Volkswirtschaft leidet derzeit kräftig unter der bisher stärksten Corona-Infektionswelle. Das Gesundheitssystem ist so belastet, dass viele Patienten kein Bett im Krankenhaus mehr bekommen. Daher bleiben mehr Japaner zuhause und drosseln ihren Konsum. Doch zuletzt scheint die Zahl der Neuinfizierten ihren Höhepunkt überschritten zu haben. Bei einer täglichen Impfquote von über 1 Million Dosen sind nun über 46% der Bevölkerung doppelt und 56% einmal geimpft. Daher halten viele Ökonomen an ihrem bisherigen Szenario fest, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt im vierten Quartal wieder kräftig wachsen wird.

Jedoch fiel die Industrieproduktion im Juli zunächst wieder unter das Niveau vor der Pandemie zurück. Nach einem Plus von 6,5% im Juni schrumpfte der Fabrikausstoß um 1,5% zum Vormonat. Der Hauptgrund war die Autoproduktion, die unter dem Mangel an Halbleitern litt. Für August und September erwarten Analysten keine Besserung in diesem Bereich. Toyota wird im September bis zu 40% weniger Autos bauen. Doch gemäß der Umfrage des Indus­trieministeriums METI soll die Gesamtproduktion im August um 3,4% und im September um 1,0% zunehmen. Zudem spricht das Wachstum der Kapitalausgaben um 2,8% zum Vormonat nach Ansicht von Tom Learmouth, Japan-Ökonom von Capital Economics, dafür, dass die Unternehmen ihre Investitionen im dritten Quartal hochfahren.

Das Verbrauchervertrauen entwickelte sich parallel zum Pandemieverlauf. Dieser Indikator mit dem Ausblick auf die nächsten sechs Monate ging im August erstmals seit einem Vierteljahr zurück, wenn auch nur um 0,8 Prozentpunkte zum Vormonat. Daher sagen Analysten für August einen Konsumeinbruch vorher. Darauf deuten auch die Bewegungsdaten hin. UBS-Ökonom Masamichi Adachi prognostiziert ein Minus von 3,6%. Nach Ansicht von Morgan Stanley MUFG ist der Tiefpunkt damit jedoch noch nicht erreicht, da die Regierung den Notstand inzwischen von vier auf acht Präfekturen ausweitete. Zugleich zeichnet sich eine Verlängerung der Maßnahmen über den 12. September hinaus ab.

Wieder mehr Kurzarbeit

Derweil sank die Arbeitslosenquote im Juli leicht um 0,1 Punkte zum Vormonat auf 2,8%. Auf 100 Jobsuchende entfielen 115 freie Stellen, 2 mehr als im Juni. Zudem stieg im Juli die Zahl der Beschäftigen in Kurzarbeit, die nicht in der Arbeitslosenstatistik auftauchen, von 1,82 Millionen im Juni auf 2,21 Millionen.