Norwegens Zentralbank strafft Zinsen erneut
Bloomberg/dpa-afx Oslo
Die norwegische Zentralbank hat ihren Zinssatz zum dritten Mal seit Ausbruch der Pandemie angehoben und ein schnelleres Tempo für künftige Erhöhungen in Aussicht gestellt, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern. Zudem wird Interimschefin Ida Wolden Bache den Chefposten nun endgültig übernehmen.
Gestern erhöhte die Norges Bank den Leitzins um einen Viertelpunkt auf 0,75%. Die Zentralbank geht nun davon aus, dass der Leitzins im Jahr 2023 bei 2,5% liegen wird, im Dezember lagen die Voraussagen noch bei 1,75%. Der nächste Zinsschritt könnte im Juni erfolgen. „Der Ausschuss war besorgt über die Aussicht, dass der Krieg in der Ukraine zu einem schwächer als erwarteten globalen Wachstum bei steigender Inflation führen könnte“, so die Zentralbank. Wenn es Aussichten auf eine anhaltend hohe Inflation gibt, könnte der Leitzins schneller angehoben werden. In einer Zeit, in der die US-Notenbank gerade erst mit Zinserhöhungen begonnen hat, während die Eurozone damit noch nicht begonnen hat, festigt der Schritt den Status der norwegischen Zentralbank als eine der aggressivsten. Letztes Jahr war das Land das erste unter den G10-Ländern mit den am meisten gehandelten Währungen, das seit dem Ausbruch der Pandemie die Zinsen straffte.
Anfang Februar war der 63-jährige Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zum künftigen Chef der norwegischen Zentralbank ernannt worden. Er hätte diese Position rund um den 1. Dezember antreten sollen, nachdem seine Amtszeit bei der Nato am 30. September planmäßig ausgelaufen wäre. Angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine entschieden die Nato-Staaten jedoch gestern, das Mandat des Norwegers bis zum 30. September 2023 zu verlängern. Stattdessen wird nun die 1973 geborene Ökonomin Wolden Bache den Posten für eine Amtszeit von sechs Jahren übernehmen – als erste Frau in der 206-jährigen Geschichte der Institution.