Bundesbank-Umfrage

Nur jeder Zweite würde mit digitalem Euro bezahlen

Eine aktuelle Umfrage der Bundesbank zeigt, dass es um das Wissen um den digitalen Euro in der deutschen Bevölkerung noch dürftig bestellt ist. Auch bei der Akzeptanz gibt es noch Luft nach oben.

Nur jeder Zweite würde mit digitalem Euro bezahlen

Nur jeder Zweite würde mit digitalem Euro bezahlen

Bundesbank-Umfrage offenbart Vorbehalte und Unwissenheit in der deutschen Bevölkerung

mpi Frankfurt

Der Erfolg des digitalen Euro nach seiner potenziellen Einführung steht und fällt mit der Akzeptanz in der Bevölkerung. Dass es hierbei noch viel Luft nach oben gibt, zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Forsa im Auftrag der Deutschen Bundesbank. Nur rund jeder Zweite kann sich vorstellen, mit digitalem Euro zu bezahlen. Sogar nur 15% gaben an, dass sie dies auf jeden Fall tun würden.

Gleichzeitig ist es um das Wissen um den digitalen Euro in der deutschen Bevölkerung noch schlecht bestellt. 59% haben noch nie davon gehört. Dementsprechend wurde den Befragten in der Umfrage kurz erklärt, worum es sich beim digitalen Euro handelt, bevor die Teilnehmer angaben, ob sie sich eine Nutzung vorstellen können oder nicht.

Viel Unwissenheit

Zudem ist bei denjenigen, die schon einmal von dem digitalen Zentralbankgeld gehört haben, einiges an falschen Informationen im Umlauf. Rund jeder Vierte glaubt, das Ziel der Einführung sei die Abschaffung von Bargeld. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Notenbanken betonen immer wieder, dass dies nicht der Fall ist. Der digitale Euro soll ein zusätzliches Bezahlangebot sein, neben Bargeld und den digitalen Bezahlmöglichkeiten privater Firmen. 8% glauben zudem, dass die EZB den Bürger mittels der neuen Währung überwachen will, und 16%, dass es sich um eine Kryptowährung ähnlich wie Bitcoin handelt.

„Die Umfrage zeigt uns, dass es noch viel Informationsbedarf gibt und wir mit unseren Schwerpunkten wie dem Schutz der Privatsphäre in der Vorbereitung des neuen europäischen Zahlungsmittels richtig liegen“, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel.

Schutz der Privatsphäre wichtig

Die Umfrage zeigt zudem, worauf die deutsche Bevölkerung bei der Umsetzung eines digitalen Euro besonders Wert legt. Die höchste Priorität hat dabei der Schutz der Privatsphäre. 72% gaben an, dass ihnen wichtig ist, dass dieser höher ist als bei den bereits bestehenden Bezahlmethoden. Sollte die EZB dies umsetzen können und die Menschen davon auch überzeugen, könnte darin eine Möglichkeit bestehen, die Akzeptanz des digitalen Euro in der Bevölkerung zu erhöhen.

Der für den digitalen Euro zuständige Bundesbankvorstand Burkhard Balz hatte im Interview der Börsen-Zeitung berichtet, dass die Bundesbank gegenüber der EZB und den nationalen Notenbanken immer wieder die Bedeutung des Datenschutzes betont. Offenbar mit Erfolg.

„Ein Höchstmaß an Privatsphäre zu haben, ist eine entscheidende Komponente“, sagte Daniel McLean, Deputy Head of the Digital Euro Product Proposition Division der EZB, am Dienstag in einem Pressegespräch. Der digitale Euro werde so designt sein, dass die EZB Zahlungen nicht einzelnen Personen zuordnen kann. Dies sei nur Banken und Zahlungsdienstleistern möglich, damit diese Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung unterbinden könnten.

Digitale Inklusion

Als wichtig erachtet McLean zudem, dass der digitale Euro inklusiv ist. Zwar hätten fast alle Bürger der Eurozone ein Bankkonto, doch rund 30% täten sich mit Online-Banking und der Nutzung von Apps schwer. Auch diese Personengruppe möchte die EZB mit dem digitalen Euro abholen. Sie hofft daher darauf, dass der Gesetzgeber bei einer möglichen Einführung analoge Anlaufstellen vorsieht, an die sich Bürger wenden können, wenn sie Unterstützung brauchen. Dies könnten beispielsweise Poststellen sein. Dort könnte man sich erklären lassen, wie die Nutzung der App für den digitalen Euro funktioniert. Ob es zu einem solchen Szenario kommt, das mit viel Aufwand verbunden wäre, ist aber noch offen.

Ebenso, ob der digitale Euro überhaupt eingeführt wird. Auch wenn dies als wahrscheinlich gilt. Bevor die EZB darüber entscheidet, müsste vorher noch der europäische Gesetzgeber grünes Licht geben. Dass dies noch in diesem Jahr passiert, gilt angesichts der Europawahlen am Wochenende als unwahrscheinlich. Die Bundesbank hält derzeit eine Einführung frühestens im Jahr 2028 für realistisch.

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Analyse zu den Vorbehalten und Hoffnungen, die mit der Einführung des digitalen Euro verbunden sind.

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