OECD empfiehlt Deutschland große Steuerreform
Reuters Düsseldorf
Die Industriestaatenorganisation OECD fordert von der Bundesregierung eine umfassende Steuerreform. Es gebe eine „lange Liste mit den Herausforderungen für den Standort“, sagte der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Mathias Cormann, in einem „Spiegel“-Interview. „Wir empfehlen eine große Steuerreform.“
Fehlende oder marode Infrastruktur, Fachkräftemangel, alternde Bevölkerung und nicht vorhandene Digitalisierung kosteten Wachstum. „Da muss das Land ran“, forderte Cormann. Frauen müssten vor allem wegen der Überalterung der Bevölkerung stärker in den Arbeitsmarkt gebracht werden. „Dafür muss die Einkommensteuer so angepasst werden, dass Zweitverdiener entlastet werden, damit sich dieses Modell für die Haushalte auch lohnt.“
Cormann warnte zudem davor, sich von der Globalisierung zu verabschieden. Demokratie und freier Handel hätten eine nie da gewesene Stabilität, Frieden und Fortschritt gebracht. Kapitalismus und Globalisierung müssten verbessert und nicht abgelöst werden. Zugleich warnte Cormann vor einem Subventionierungswettlauf, wie er derzeit zwischen den USA und Europa bei der Ansiedlung von Zukunftstechnologien wie Chip-Fabriken zu beobachten sei. „Ich glaube nicht, dass letztlich irgendjemand davon profitiert, wenn es nur noch darum geht, wer mehr subventionieren kann“, so Cormann. Globalisierung und Kapitalismus hätten für gewaltige Innovationen, eine massive Erhöhung des Lebensstandards und große ökonomische Sicherheit gesorgt. „Wir sollten sehr vorsichtig sein, den globalen Wettbewerb zu verzerren, indem wir den privaten Sektor in unangemessenem Umfang staatlich unterstützen.“