OECD fordert Vertrauensförderung
Das seit der Finanzkrise ohnehin angeschlagene Vertrauen könnte durch die jüngsten Entwicklungen weiter untergraben werden. Sorgen bereiten der internationalen Organisation die seitdem gestiegene Staatsverschuldung und die großzügige Fiskalpolitik, die nun zu einem Problem werden könnte. wü Paris – Öffentliches Vertrauen ist unerlässlich, wenn Märkte und Wirtschaft reibungslos funktionieren sollen. Das hat die Finanzkrise 2008 vor Augen geführt. Die Regierungen haben damals keine Kosten und Mühen gescheut, um das Vertrauen wieder herzustellen. Und doch sind die Auswirkungen der Krise in der Wirtschaft heute noch immer zu spüren. Da die jüngsten Entwicklungen das Vertrauen erneut untergraben könnten, hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem gerade veröffentlichten Unternehmens- und Finanzausblick ein besonderes Augenmerk auf dieses Thema gelegt.Die Regierungen der OECD-Länder sollten zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um das Vertrauen in die Wirtschafts- und Finanzwelt zu stärken, rät sie. Denn sonst bestünde die Gefahr, dass das schwächelnde Wachstum und die sinkenden Renditen das seit der Krise ohnehin angeschlagene Vertrauen weiter schwächen würden.In der Zeit nach der Finanzkrise sollte die großzügige Ausgabe von Staats-, Unternehmens- und Bankenschulden eigentlich helfen, das Wachstum anzukurbeln. Doch dies sei nun auch eines der derzeitigen Risiken für die Finanzmärkte, meinen die OECD-Experten. Die Bilanzen der Zentralbanken befänden sich auf einem nie dagewesenen Niveau, während die Staatsverschuldungen fast überall viel höher als vor der Krise seien und nun auch noch die Schulden der Privatwirtschaft in den großen Volkswirtschaften stark stiegen. Stresssituationen drohenSollte sich das globale Wachstum und Kreditbedingungen weiterhin verschlechtern, könnte es wieder zu Stresssituationen kommen, warnen die Autoren des Unternehmens- und Finanzausblicks. Einige Regierungen hätten noch Spielraum für fiskalpolitische Anreize in diesem Niedrigzinsumfeld, urteilt die Organisation. Andere dagegen könnten bei einer stärkeren Anspannung prekären Situationen ausgesetzt sein.Gleichzeitig seien diese durch Hochfrequenzhandel und Krypto-Assets verstärkt Volatilität und Verlusten ausgesetzt. Deshalb sollte besser untersucht werden, wie sich diese in Krisen- und Stresssituationen auf die Finanzmärkte auswirken, empfiehlt die Organisation. Sie rät auch, günstige Bedingungen besser zu nutzen, den Empfehlungen des Finanzstabilitätsrates und der Internationalen Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden IOSCO zu folgen und das Liquiditätsrisikomanagement bei Investmentfonds konsequenter umzusetzen.Die sinkenden Zinsen auf die Altersvorsorge, das geringere Wachstum, im Vergleich zu früher weniger geradlinig verlaufende Karrieren und unzureichende Rentenvorsorge bei einigen Arbeitnehmern haben dazu geführt, dass die Öffentlichkeit den Glauben an bestehenden Rentensysteme verloren hat. Um das Vertrauen in finanzielle Institutionen wiederherzustellen, rät der nun vorgelegte Bericht, für ein vorsichtiges Rentenmanagement zu werben, die treuhänderischen Pflichten von Rentenfonds zu unterstützen, den Verbraucherschutz bezüglich von Finanzprodukten zu verstärken sowie Umweltrisiken und soziale Gefahren anzugehen.Für das Vertrauen in die Wirtschaft allgemein wiederum ist es unerlässlich, dass Unternehmen die gesetzlichen Vorschriften beachten. Regierungen käme eine Schlüsselrolle dabei zu, die Grundlagen zu schaffen, dass dies geschehe. Sie müssten die rechtlichen Rahmenbedingungen für Bestechungen festlegen und auf internationale Harmonisierung achten, da immer mehr grenzüberschreitende Wirtschaftsdelikte begangen würden.Daten der OECD würden darauf hindeuten, dass staatliche Unternehmen anfälliger für Korruption seien als andere, heißt es in dem Bericht. Deshalb sei es wichtig, dass Regierungen genauso streng mit ihnen umgingen, wie mit privaten Unternehmen. Um das Vertrauen in Staatsunternehmen zu stärken, müssten sie darauf achten, dass diese sowohl in ihrer Heimat als auch in Auslandsmärkten die gesetzlichen, regulatorischen und politischen Regeln einhielten.