OECD lobt Deutschlands Einwanderungspolitik
OECD lobt Einwanderungspolitik
Höhere Erwerbsquote von Migranten in Deutschland als in anderen Industrieländern
lz Frankfurt
Entgegen dem öffentlichen Eindruck scheint die deutsche Einwanderungspolitik in den letzten Jahren besser gelaufen zu sein als in der Migrationsdebatte akzentuiert. Zumindest zieht die Industrieländerorganisation OECD ein positives Resümee hinsichtlich der deutschen Integrationsleistung. In vielen Bereichen könne Deutschland bessere Ergebnisse vorweisen als andere EU-Länder. Die Unterschiede in den Lebensbedingungen zwischen Migranten und der einheimischen Bevölkerung seien im internationalen Vergleich häufig kleiner als anderswo. Zudem sei die Erwerbstätigenquoten der Eingewanderten vergleichsweise hoch. Auch die schulischen Leistungen würden über jenen in den meisten anderen Hauptzielländern von Migranten liegen.
Dabei ist Deutschland nach den USA in absoluten Zahlen das zweitgrößte Aufnahmeland von Migranten im OECD-Raum. Etwa ein Sechstel der Bevölkerung (14 Millionen) seien Eingewanderte. Die meisten davon im Rahmen der EU-Freizügigkeit, gefolgt von Arbeitsmigranten aus Nicht-EU-Ländern sowie Geflüchteten. Seit 2022 sind zudem mehr als eine Million Schutzberechtigte aus der Ukraine und rund 600.000 Asylsuchende nach Deutschland gekommen.
Nach Ansicht der OECD gibt es inzwischen Anzeichen, dass sich die hohen Investitionen in die Integration bezahlt machen: Die Arbeitsmarktergebnisse von Migranten seien gut im Vergleich zu anderen Ländern. 2022 erreichte ihre Erwerbstätigenquote ein Rekordhoch von 70% und war damit höher als in den meisten OECD-Vergleichsländern. Insbesondere die umfassende Sprachförderung scheint sich nun positiv auszuwirken. Die Sprachkenntnisse Eingewanderter hätten sich hierzulande stärker verbessert als in anderen Ländern – besonders unter jenen, die einer Beschäftigung nachgehen. Nach fünf Jahren Aufenthalt würden mehr als vier Fünftel der Eingewanderten mit ursprünglich mittlerem Sprachniveau fließend Deutsch sprechen.
Ein Problem ist, dass Deutschland in jüngster Zeit vor allem von Menschen mit besonders niedrigem Bildungsniveau als Zielland angesteuert wird. Diese Gruppe mache mehr als ein Sechstel der Ein-
wanderungsbevölkerung aus, schreibt die OECD. Und der Anteil sei zuletzt immer weiter gestiegen. Nur die Hälfte dieser Migrantengruppe sei erwerbstätig, und nur ein Viertel erreiche nach fünf Jahren Aufenthalt ein fortgeschrittenes Deutschniveau.
Eine weitere Gruppe, die nach Ansicht der OECD stärker gefördert und deren Integration zügig vereinfacht werden müsste, sind Hochqualifizierte. Die Beschäftigungslücken gegenüber der im Inland geborenen Bevölkerung seien unter dieser Gruppe am größten – und der Vergleich zum OECD- und EU-Ausland fällt hier auch eher negativ aus. Hierzulande werde es ihnen besonders schwer gemacht, einen ihren Qualifikationen entsprechenden Arbeitsplatz zu finden. Grund ist oft die schleppende Anerkennung von Bildungsabschlüssen. Von den rund 800.000 Eingewanderten, die zuletzt eine Anerkennung beantragt hätten, hätten nur drei Viertel angegeben, dass ihre Qualifikationen zumindest teilweise akzeptiert worden seien.