Corona-Pandemie

Omikron bremst US-Wachstum

Der starke Anstieg der Neuinfektionen wird nach Ansicht von Ökonomen der US-Wirtschaft einen Dämpfer verpassen. Mit einem umfangreichen Aktionsplan will US-Präsident Joe Biden gegensteuern.

Omikron bremst US-Wachstum

det Washington

Angesichts der Eskalation der Corona-Pandemie in den USA hat Präsident Joe Biden den Kampf gegen die Omikron-Variante des Virus weiter verschärft. Trotz der Unsicherheit über den weiteren Verlauf rechnet seine Regierung aber nicht damit, dass diese nachhaltige Folgen für das Wirtschaftswachstum entfalten wird. Sollte sich die Konjunktur in den kommenden Monaten hingegen doch unerwartet abschwächen, stehen auch weitere Hilfsmaßnahmen zur Stützung der Verbraucher und Haushalte zur Debatte, betonten Wirtschaftsberater des Präsidenten. Einige Ökonomen sind skeptischer.

Ab Januar kommenden Jahres wird die Regierung 500 Millionen Schnelltests kostenlos zur Verfügung stellen, kündigte der Präsident in einer Fernsehansprache an. Über die Gratistests hinaus will Biden 1000 Mitglieder des Militärs, unter ihnen Ärzte, Krankenschwestern und Sanitäter, mobilisieren. Diese sollen lokale Krankenhäuser entlasten, die von der deutlich gestiegenen Zahl der Coronakranken überfordert sind.

Auch sollen Soforteinsatzteams mit medizinischem Personal sofort in jene sechs Staaten geschickt werden, in denen die Erkrankungen sprunghaft angestiegen sind. Darüber hinaus will Biden 10000 neue Impfzentren einrichten lassen und unter Berufung auf den „Defense Production Act“ private Unternehmen anweisen, die Produktion von Schutzmasken, Coronatests und Beatmungsgeräten voranzutreiben. Der Präsident betonte erneut die Bedeutung vorbeugender Maßnahmen und wiederholte seinen Aufruf an seine Landsleute, sich impfen zu lassen. Da bisher mehr als 200 Millionen US-Bürger voll geimpft sind, also knapp 62%, sei im Kampf gegen die neue Variante die Ausgangslage heute deutlich besser als im März 2020. „Wir sollten alle besorgt sein über Omikron, aber nicht panisch werden“, betonte Biden.

Dämpfer für Wachstum

Wie die „New York Times“ unter Berufung auf die Statistiken der Centers for Disease Control (CDC) und der lokalen Gesundheitsämter berichtet, lag die Zahl der täglichen Neuinfektionen am Mittwoch bei über 154000, ein Anstieg von 27% innerhalb der letzten zwei Wochen. Die Omikron-Variante ist mittlerweile für fast drei Viertel aller Neuinfektionen verantwortlich. Am härtesten betroffen sind Staaten im Nordosten und Mittleren Westen der USA, wo sich Menschen wegen des kalten Wetters schon seit Wochen weniger im Freien aufhalten. Mit der Ausnahme Arizonas haben die meisten der wärmeren Südstaaten die Variante derzeit noch besser im Griff, wobei auch dort die Neuinfektionen nun wieder eine steigende Tendenz aufweisen. Gesundheitsexperten zeichnen für die kommenden Monate jedenfalls ein düsteres Bild und warnen vor einem „viralen Blizzard“, der die USA treffen werde.

Vor den konjunkturellen Folgen warnen auch führende Wirtschaftsexperten. So revidierte als Reaktion auf die Ausbreitung von Omikron das Investmentunternehmen Goldman Sachs seine Wachstumsprognose für die US-Wirtschaft sowohl für dieses als auch für das kommende Jahr nach unten. Am Sonntag wurden die Zahlen wegen das voraussichtlichen Scheiterns von Bidens Klima- und Sozialgesetz noch weiter nach unten geschraubt, allein für das erste Quartal 2022 um 1,0 Prozentpunkte auf nur noch annualisierte 2,0%.

„Wegen der höheren Impfquoten bei Handelspartnern sollten sich die Lieferkettenstörungen in Grenzen halten“, erwartet Goldman-Sachs-Ökonom Joseph Briggs. Er betonte aber, dass die hohe Inflation längere Zeit Bestand haben könnte. Wie Mark Zandi, Chefökonom bei Moody’s Analytics, erklärte, „wird bald nicht so sehr Inflation, sondern vielmehr Wachstum das Problem sein“. Zandi weist darauf hin, dass in der Reisebranche und dem Gastgewerbe das Geschäft nicht mehr so brummt wie noch vor wenigen Wochen, auch würden Verbraucher ihre Konsumausgaben wieder zurückfahren.

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