Omikron vernichtet Jobs im US-Privatsektor
det Washington
Die Omikron-Variante des Coronavirus hat stärker als erwartet auf den US-Arbeitsmarkt durchgeschlagen. Wie der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) am Mittwoch berichtete, wurden im Januar im Privatsektor ohne Berücksichtigung der Landwirtschaft 301000 Stellen gestrichen, womit der erste Nettoverlust seit Dezember 2020 gemessen wurde. Erwartet hatten Bankvolkswirte eine Zunahme um etwas mehr als 200000. Für Dezember revidierte ADP die Neueinstellungen um 31000 auf 776000 nach unten.
Die größten Einbußen wurden im Gastgewerbe und dem Freizeitsektor gemessen, die beide unter neuen Kontaktbeschränkungen litten. In beiden Branchen zusammen lag der Beschäftigungsabbau bei 154000 Stellen. Mehr als 90%, nämlich 274000 der gestrichenen Arbeitsplätze, entfielen auf Dienstleistungsunternehmen und 27000 auf Warenproduzenten. Neben dem Gast- und Freizeitgewerbe kam es vor allem in der Transportwirtschaft, beim Handel und den Versorgungsunternehmen zu kräftigen Einbußen bei Arbeitsstellen. ADP-Chefökonomin Nela Richardson sagte, dass „der Arbeitsmarkt als Folge der Omikron-Variante zu Jahresbeginn einen bedeutenden Rückschlag erlitten hat“. Gleichwohl sei anzunehmen, „dass die Auswirkungen auf das Stellenwachstum nur vorübergehend sein werden“, zeigte sich Richardson optimistisch.
Die ADP-Zahlen gelten zwar in der Regel als Vorbote des Arbeitsmarktberichts der Regierung, der auch den öffentlichen Dienst umfasst. Im Dezember war es allerdings zu erheblichen Abweichungen zwischen den beiden Statistiken gekommen. Vor dem jüngsten ADP-Bericht hatten Ökonomen im Schnitt vorausgesagt, dass das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Ministeriums für Januar die Schaffung von etwa 200000 neuen Jobs melden würde. Die Prognosen umfassten allerdings ein weites Spektrum, und einige Experten rechnen mit erheblichen Verlusten gegenüber der Prognose.
Fed weiter auf Kurs
Der Thinktank Oxford Economics erwartet nun einen Nettoverlust von 45000 Arbeitsplätzen und nur einen leichten Rückgang der Arbeitslosenquote von 3,9 auf 3,8%. Jedenfalls sei nicht damit zu rechnen, dass die temporären Einbußen die US-Notenbank von ihrem Kurs abbringen würden. Sowohl die niedrige Arbeitslosenquote als auch die kräftigen Lohnsteigerungen „werden der Fed zusätzliche Munition liefern, um bei der nächsten FOMC-Sitzung im März eine Zinserhöhung zu rechtfertigen“, heißt es in einem Bericht von Oxford Economics.
US-Notenbankchef Jerome Powell hat wiederholt betont, dass neben der hohen Inflation auch der robuste Aufschwung am Arbeitsmarkt ein Anlass sei, um die geldpolitischen Zügel straffer zu ziehen. Seit April 2020 ist die Arbeitslosenquote von 14,7 auf 3,9% gefallen und ist nur 0,4 Prozentpunkte von dem Niveau entfernt, welches die Fed als Vollbeschäftigung ansieht. Powell hat aber ebenfalls darauf hingewiesen, dass temporäre Rückschläge als Folge von Omikron nicht auszuschließen seien.