PBOC gibt sich etwas „lockerer“
nh Schanghai
Chinas Zentralbank liefert einige diskrete Hinweise in Richtung einer etwas gelockerten geldpolitische Ausrichtung, um der zuletzt schwächeren heimischen Konjunkturverfassung Rechnung zu tragen. Im neuen geldpolitischen Bericht der People’s Bank of China (PBOC) wird auf eine Reihe von Standardformulierungen verzichtet, mit denen die Notenbank im bisherigen Jahresverlauf einen stark vorsichtsbetonten Kurs unterstrichen hatte.
Als besonders auffällig gilt, dass sich im neuen geldpolitischen Ausblick kein Verweis mehr auf eine „normale geldpolitische Ausrichtung“ findet. Mit dieser Formulierung hatte die PBOC im bisherigen Jahresverlauf dokumentiert, dass der Erholungsprozess von den wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie im Gegensatz zu führenden Industrieländern keiner expliziten monetären Unterstützung durch die Notenbank bedarf. Auch verzichtet die neue Auflage des vierteljährlich erscheinenden Monetary Policy Report auf die bislang übliche Absage an „massive Stimuli“ zur Konjunkturanregung und die Betonung einer „strikten Kontrolle der Geldangebotsventile“.
Wie eine Reihe von China-Ökonomen am Montag betonten, kann man den neuen Monetary Policy Report als eine vorsichtige verbale Vorbereitung darauf verstehen, dass die Zentralbank spätestens im neuen Jahr dezidiertere geldpolitische Lockerungsimpulse einbringen wird, die Hand in Hand mit fiskalischen Stimuli der Pekinger Regierung einhergehen werden. An Chinas Börsen sorgte der PBOC-Bericht am Montag für eine freundliche Stimmung und ließ den Leitindex CSI 300 um 0,5% anziehen, während sich Bond-Futures auf zehnjährige Staatsanleihen um 0,3% festigten.
Quasi-Stagflation
Zuletzt hatte Chinas Premierminister Li Keqiang von ernsten Herausforderungen für die Stabilität der Konjunktur gesprochen während der im geldpolitischen Rat der PBOC vertretene Notenbanker Liu Shijin auf einem Finanzforum vor möglichen Gefahren einer „Quasi-Stagflation“ warnte. Gegenwärtig ist Chinas Wirtschaft bei zuletzt 4,9% Wachstum im dritten Quartal und 1,7% Konsumpreisinflation im Oktober noch denkbar weit von einer echten Stagflation – also stagnierendem Wachstum bei gleichzeitig hohen Inflationsraten – entfernt. Allerdings gibt es einige Warnsignale, nachdem Chinas Erzeugerpreisindex zuletzt auf 13,5% sprang und sich erste Anzeichen für eine Transmission auf die Verbraucherpreise manifestierten. Auch gehen die Ökonomen davon aus, dass Chinas Wirtschaftswachstum im vierten Quartal auf bis zu 3% abkühlen könnte.
Dass sich China trotz erheblichen konjunkturellen Gegenwinds bislang mit offensichtlichen Stimuli stark zurückgehalten hat, entspringt auch einem statistischen Kalkül. Die Wachstumsrate für das Gesamtjahr 2021 dürfte trotz der Abkühlung in der zweiten Jahreshälfte wegen der Basiseffekte im Nachgang zum Coronaschock von 2020 noch immer zwischen 7 und 8% einlaufen und damit das bei 6% gesetzte offizielle Wachstumsziel klar übersteigen. Entsprechend ist Peking bemüht, Stimulierungsmaßnahmen so auszutarieren, dass sie erst ab 2022 zu einer Konjunkturbelebung beitragen und das Wachstum im kommenden Jahr optisch besser aussehen lassen.