Polarisierter Arbeitsmarkt

OECD-Beschäftigungsbericht: Weniger Stellen für Mittelqualifizierte

Polarisierter Arbeitsmarkt

Arbeitsplätze erfordern heutzutage entweder eine sehr hohe oder eine sehr niedrige Qualifikation. Dies sagen die Experten der Industrieländerorganisation OECD. Der Anteil von Arbeitsplätzen mit mittlerer Qualifikation sei dagegen dramatisch gesunken. Der deutsche Arbeitsmarkt stehe im Vergleich gut da, so die Organisation. Das Lohnwachstum sei mit Blick auf die Konjunktur aber immer noch zu verhalten.jw Frankfurt – Immer weniger Menschen in den Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) arbeiten auf Stellen für Mittelqualifizierte und mit mittlerem Lohn. Der Anteil der Arbeitsplätze für Arbeitskräfte mit mittlerer Qualifikation fiel zwischen den Jahren 1995 und 2015 um 7,6 Prozentpunkte. Das geht aus dem diesjährigen Beschäftigungsbericht der OECD hervor, der gestern in Berlin vorgestellt wurde.Der Anteil an Arbeitsplätzen für hoch- und geringqualifizierte Arbeitskräfte stieg dagegen um 5,3 beziehungsweise 2,3 Prozentpunkte. Technologischer Fortschritt und Digitalisierung, weniger die Globalisierung sind nach Angaben der OECD die wesentlichen Ursachen für die “Beschäftigungspolarisierung” – die Verlagerung vom produzierenden Gewerbe hin zu Dienstleistungen.Zudem warnte die Industrieländerorganisation vor gesellschaftlicher Spaltung durch wachsendes Auseinanderklaffen der Einkommen. Laut OECD ist das Einkommensgefälle auf dem höchsten Stand seit 50 Jahren. Das durchschnittliche verfügbare Einkommen der reichsten 10 % der Bevölkerung stieg im OECD-Raum auf über das Neunfache des Einkommens der ärmsten 10 %.Die Organisation liefert in ihrem Bericht auch Empfehlungen für Arbeitsmarktreformen in Deutschland. Sie kritisiert dabei, dass trotz niedriger Arbeitslosigkeit und der wachsenden Zahl freier Stelle die Löhne nicht genug stiegen. 2016 hätten die Löhne um 2 % angezogen, 2018 dürften es dann 2,5 % werden. Zwei weitere Schwächen seien der hohe Anteil von Arbeitsplätzen mit starkem arbeitsbedingtem Stress und eine große Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern. Frauen wiesen nach wie vor weniger Arbeitsstunden auf als Männer. Um das zu ändern, rät die Organisation zu einer niedrigeren Besteuerung von Zweitverdienern und zu mehr Angeboten für die Ganztagsbetreuung von Kindern. Insgesamt sieht die OECD den deutschen Arbeitsmarkt in einer guten Verfassung. Besonders in den Bereichen Einkommenshöhe, Arbeitsplatzsicherheit sowie Beschäftigungsgrad schneide die Bundesrepublik gut ab. Bis Ende 2018 werde die nach internationalen Standards berechnete Erwerbslosenquote auf 3,7 % sinken. Das sei weniger als die Hälfte des Niveaus von 2007.