Konjunktur

Positive Nachrichten von der Kreditvergabe in Euroland

Die Euro-Wirtschaft hat Ende 2021 etwas geschwächelt. Jetzt ist die große Frage, wie es konjunkturell weitergeht. Von der Kreditvergabeseite kommen da nun durchaus positive Nachrichten.

Positive Nachrichten von der Kreditvergabe in Euroland

ms Frankfurt

Eine deutlich gestiegene Kreditnachfrage der Unternehmen im Euroraum, auch für Investitionen, und nur marginal verschärfte Kreditstandards seitens der Banken – das sind die zentralen Ergebnisse des am Dienstag veröffentlichten vierteljährlichen Bank Lending Survey (BLS) der Europäischen Zentralbank (EZB) für das vierte Quartal 2021. Unter dem Strich stimmt die Umfrage damit zuversichtlich für die weitere Entwicklung der Euro-Wirtschaft – trotz der Schwächephase im vierten Quartal.

Die Kreditvergabe im Euroraum steht gegenwärtig im besonderen Fokus, wobei mit Blick auf die Investitionstätigkeit die Kreditvergabe an die Unternehmen im Mittelpunkt steht. Ein Anziehen der Investitionen gilt als zentrale Voraussetzung für einen selbsttragenden Aufschwung. Die EZB ihrerseits tut alles, um günstige Finanzierungskonditionen für die Wirtschaft zu erhalten. Die neuen Daten dürften tendenziell jene im EZB-Rat stärken, die die weitere wirtschaftliche Entwicklung eher optimistischer einschätzen und lieber entschlossener gegen die hohe Inflation vorgehen wollen (siehe Seite 7).

Die Euro-Wirtschaft hatte sich nach der Coronakrise relativ rasch erholt. Im vierten Quartal 2021 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aber nur noch um 0,3%. Grund dafür war zum einen die Ausbreitung der Coronavirus-Mutation Omikron, die vielerorts zu neuen Restriktionen des gesellschaftlichen Lebens geführt hat. Zum anderen belasten die anhaltenden Lieferengpässe weltweit das wirtschaftliche Geschehen, vor allem in der Industrie. Zugleich gilt die hohe Inflation zunehmend als Gefahr für den privaten Konsum.

Zumindest von der Kreditseite kommen nun eher positive Nachrichten. Laut der EZB-Umfrage verzeichneten die Banken im Euroraum eine deutlich höhere Nachfrage nach Unternehmenskrediten und Inanspruchnahme von Kreditlinien (siehe Grafik). „Zurückzuführen war dies auf einen gestiegenen Finanzierungsbedarf für Betriebsmittel und Anlageinvestitionen“, teilte die EZB mit. Für das erste Quartal 2022 rechnen die Banken per saldo mit einem weiteren Anstieg der Kreditnachfrage der Unternehmen.

„Die Nachfrage der Unternehmen nach längerfristigen Anlageinvestitionen hat ,deutlich‘ zugenommen, was darauf hindeutet, dass sich diese Dynamik der Kreditvergabe im laufenden und im nächsten Quartal in einem stärkeren Wachstum niederschlagen könnte“, kommentierten die Experten der Großbank Morgan Stanley. Positiv bewerteten sie auch, dass die Nachfrage nach Krediten mit coronabezogenen Staatsgarantien zurückgegangen sei.

Die Kreditrichtlinien, also die internen Richtlinien oder Kriterien für die Kreditgewährung, verschärften die Banken bei Unternehmenskrediten im vierten Quartal nur „marginal“, wie die EZB mitteilte. Die befragten Banken schätzten demnach die Kreditrisiken der Unternehmen insgesamt günstig ein. „Ausschlaggebend hierfür war ihre positive Beurteilung der Wirtschaftsaussichten trotz der aktuellen Pandemielage und der Beeinträchtigung durch Lieferengpässe“, so die EZB. Für das erste Quartal 2022 erwarten die Banken weitgehend gleichbleibende Richtlinien.