US-Wirtschaft hält annähernd Tempo
US-Wirtschaft hält annähernd Tempo
BIP legt annualisiert 2,8 Prozent zu – Wachstumstreiber Privatkonsum – Mehr Stellen geschaffen als erwartet
ba Frankfurt
Die US-Wirtschaft ist im Sommer etwas weniger dynamisch gewachsen als erwartet. Vor allem der private Konsum hat merklich dazu beigetragen. Nachdem allerdings wegen der verzögerten Wirkung der Zinssenkungen der Fed Haushalte und Unternehmen die Bremswirkung der Geldpolitik noch länger zu spüren bekommen, erwarten Ökonomen für die kommenden Monate ein weiter nachlassendes Tempo. Zusammen mit einer anhaltend rückläufigen Inflation dürfte die Fed die Leitzinsen weiter senken können. Am Markt wird bereits für die kommende Woche mit einem weiteren Lockerungsschritt von 25 Basispunkten gerechnet.
BIP legt annualisiert 2,8% zu
Im dritten Quartal hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) annualisiert um 2,8% zugelegt, wie das US-Handelsministerium mitteilte. Ökonomen hatten mit einem Anstieg um 2,9% gerechnet, nachdem die weltweit größte Volkswirtschaft im Frühjahr noch um 3,0% zugelegt hatte.
Wachstumstreiber Privatkonsum
Hauptwachstumstreiber war dabei der private Konsum, der um annualisiert 3,7% zum Vorquartal stieg. Geholfen hat hier, dass die Sparquote im Quartalsdurchschnitt von 5,2% auf 4,8% nachgegeben hat. Der staatliche Konsum wiederum fiel um 5,0% höher als im Vorquartal aus. Die Wohnbauinvestitionen schrumpften hingegen um 5,1%. Wachstumsdämpfend wirkte sich auch der Außenhandel aus, da die Exporte mit 8,9% deutlich schwächer zulegten als die Importe mit 11,2%.
Ökonomen sehen angesichts der robusten Konjunktur keinen Anlass für die Fed, stärker an der Zinsschraube zu drehen. „Es stellt sich bei dem soliden Wachstum allerdings die berechtigte Frage, ob die Fed überhaupt deutlich die Zinsen senken muss“, analysiert Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Zwar dürften die Währungshüter weitere Zinsschritte lancieren, doch das Zinsniveau werde verglichen mit der Vor-Corona-Ära noch längere Zeit auf einem erhöhten Niveau bleiben (müssen). „Die US-Wirtschaft wird ihre Flughöhe demnächst wohl weiter etwas verringern“, zitiert Reuters Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Arbeitsmarktlage und rückläufige Inflation sprächen allerdings eher für einen Durchflug als für eine sanfte oder sogar harte Landung: „In Erwartung weiterer Leitzinssenkungen steigt bei Verbrauchern wieder die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen. Bald dürften auch Pläne zu Immobilienkäufen ausreifen.“ Von der neu ins Amt kommenden US-Regierung seien größere Wachstumsimpulse auf kurze Sicht nicht zu erwarten. Unter einer Regierung des Republikaners Donald Trump dürften jedoch Wachstum, Inflation und Zölle höher ausfallen und die Fed zinspolitisch vorsichtiger handeln, so Hepperle.
Mehr Stellen geschaffen als erwartet
Der Arbeitsmarkt präsentiert sich derweil weiter robust und ist eher ein Argument gegen merkliche Zinssenkungen. So hat die Privatwirtschaft im Oktober deutlich mehr Stellen geschaffen als von Experten vorausgesagt. Im Monatsvergleich stieg die Zahl der Beschäftigten um 233.000, wie der Arbeitsmarktdienstleister ADP mitteilte. Ökonomen wurden von dem stärksten Zuwachs seit Juli 2023 überrascht – sie hatten im Schnitt ein Plus von 111.000 neuen Jobs auf der Rechnung. Zudem wurden im September 16.000 mehr Stellen geschaffen als zunächst gemeldet, nun sind es 159.000.
Weniger Personal gesucht
Das Beschäftigungswachstum im Oktober sei „stark“ ausgefallen, sagte ADP-Chefvolkswirtin Nela Richardson laut dpa-afx. Zum Jahresende hin erweise sich die Beschäftigungslage in den USA als robust und weitgehend widerstandsfähig. An diesem Freitag wird der monatliche Arbeitsmarktbericht der US-Regierung vorgelegt. Es wird erwartet, dass die Arbeitslosenquote bei 4,1% stagniert und die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft um 120.000 zulegt. Zuletzt hat allerdings die Arbeitskräftenachfrage deutlich nachgelassen. Die Zahl der offenen Stellen (Jolts) sank Ende September auf 7,443 Millionen.