Arbeitslosenquote unter 5 Prozent

Rekordhohe Beschäftigung im OECD-Raum

Im OECD-Raum ist die Beschäftigung derzeit so hoch wie nie, die Arbeitslosenquote eine der niedrigsten der vergangenen Jahrzehnte. Die Pläne der Länder, bis 2050 klimaneutral zu werden, werden am Jobmarkt aber noch zu erheblichen Verschiebungen führen.

Rekordhohe Beschäftigung im OECD-Raum

Rekordhohe Beschäftigung im OECD-Raum

Arbeitsmärkte immer noch angespannt – Klimatransformation sorgt für Verschiebungen

ba Frankfurt

Die Arbeitsmärkte in den OECD-Ländern sind trotz der teils schwächelnden Konjunktur immer noch robust, und die Arbeitslosenquoten liegen auf historisch niedrigen Niveaus. Allerdings habe sich das Beschäftigungswachstum verlangsamt, teilte die Industrieländerorganisation OECD am Dienstag mit. Fortschritte macht die OECD bei den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Erwerbsbeteiligung aus: So sei die Beschäftigung von Frauen im Mai dieses Jahres gegenüber Dezember 2019 um etwa 5% gestiegen. Bei Männern lag der Zuwachs hingegen nur bei 3%. „Die Arbeitsmarktanspannung lässt weiter nach, ist aber im Allgemeinen nach wie vor hoch“, hieß es bei der in Paris ansässigen Organisation.

25% mehr Erwerbstätige als im Jahr 2000

Laut der OECD waren im Mai 2024 insgesamt 662 Millionen Personen in Arbeit. Das ist etwa ein Viertel mehr als noch im Jahr 2000. Für die Jahre 2024 und 2025 wird ein weiterer Anstieg von etwa 0,7% pro Jahr erwartet. Die Arbeitslosenquote sei mit 4,9% eine der niedrigsten der vergangenen Jahrzehnte. Auch sie dürfte allerdings den OECD-Prognosen zufolge leicht zunehmen. Für Frauen ist die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte höher als für Männer.

Für Deutschland errechnet die OECD eine Arbeitslosenquote von 3,3% für April. Dies ist nicht nur eines der niedrigsten Niveaus aller OECD-Länder, sondern auch fast wieder das im Dezember 2019 gemessene Vor-Pandemie-Niveau von 3,1%. Der Krisenhöchststand von Ende 2020/Anfang 2021 lag bei 3,9%. Dass die Erwerbstätigenquote im vierten Quartal 2023 mit 77,3%, das Vorjahresniveau um 1,6 Prozentpunkte überstieg, führt die OECD auf eine Veränderung der Erwerbsbeteiligungsquote zurück.

Reallöhne holen wieder auf

Die Reallöhne wiederum haben infolge der rückläufigen Inflation zwar in den letzten Quartalen etwas aufgeholt. Sie haben aber nur in 19 der 35 OECD-Länder, für die Daten vorliegen, wieder das Niveau erreicht, das sie vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten. Im ersten Quartal 2024 betrug das jährliche Reallohnwachstum im OECD-Schnitt 3,5%. In Deutschland hingegen sind die Reallöhne in den vier Jahren seit Beginn der Pandemie um 2% gesunken, während sich für den OECD-Durchschnitt ein Anstieg um 1,5% für den Zeitraum viertes Quartal 2019 bis erstes Quartal 2024 ergibt. „Damit verzeichnete Deutschland in diesem Zeitraum einen der stärksten Rückgänge im OECD-Raum.“ In diesem Jahr aber dürften die Reallöhne hierzulande wegen der deutlichen Anhebungen der Tariflöhne und der Auszahlung der steuer- und abgabenfreien Inflationsprämie von bis zu 3.000 Euro erheblich steigen. Die Mindestlöhne liegen unterdessen in fast allen OECD-Ländern real über dem Niveau von 2019.

Die Analyse macht zudem eine Umkehrung der jüngsten Trends aus, nach dem die Gewinne schneller stiegen als die Löhne. „Die Löhne holen nun einen Teil des verlorenen Bodens wieder auf, während die Gewinne angesichts des beträchtlichen Gewinnwachstums der letzten zwei bis drei Jahre einen zusätzlichen Puffer für das Lohnwachstum bieten können“, heißt es bei der OECD. Anzeichen für eine sogenannte Lohn-Preis-Spirale, bei der steigende Löhne zu einer noch höheren Inflation führen, die wiederum mit weiteren Lohnsteigerungen ausgeglichen werden muss, gebe es aber nicht.

Klimatransformation wird für Verschiebungen sorgen

Mit Blick auf die „ehrgeizigen Pläne“ der Industriestaaten, bis spätestens 2050 klimaneutral zu werden, erwartet die OECD erhebliche Verschiebungen und Störungen an den Arbeitsmärkten. Kurzfristig seien die Gesamtauswirkungen des Klimawandels auf die Beschäftigung aber noch begrenzt. Viele Jobs in CO2-intensiven Industrien würden wegfallen, in klimafreundlichen Branchen hingegen neue geschaffen. Dies bringe für viele Beschäftigte Veränderungen mit sich. OECD-Generalsekretär Mathias Cormann forderte daher Fortbildungsmöglichkeiten sowie staatliche Förderung, um Veränderungsprozesse abzumildern und damit auch den Rückhalt für die Transformation in der Öffentlichkeit zu sichern. Arbeitsplatzverluste in emissionsintensiven Sektoren sind kostspieliger als in anderen Sektoren.

Arbeitnehmer in emissionsintensiven Branchen – auf die 80% aller Treibhausgasemissionen, aber nur 7% der Beschäftigten entfallen – hätten in den ersten sechs Jahren nach dem Jobverlust Einkommenseinbußen von durchschnittlich 36%, gegenüber 29% in den anderen Sektoren.

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