Rekordhohe Kurzarbeit dämmt Jobverluste in Deutschland ein

Coronakrise lässt Arbeitslosenzahl auf 2,644 Millionen hochschnellen - Arbeitslosenquote legt im Euroraum nur leicht zu

Rekordhohe Kurzarbeit dämmt Jobverluste in Deutschland ein

ba Frankfurt – Sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone stehen die Arbeitsmärkte im Zeichen der Corona-Pandemie. In Deutschland ist die Zahl der Arbeitslosen im April um 308 000 auf 2,644 Millionen hochgeschnellt und zugleich wurde im März und April für bis zu 10,1 Millionen Personen Kurzarbeit angezeigt, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) gestern mitteilte (siehe Grafik). Die sonst im April übliche Frühjahrsbelebung, bei der die Beschäftigung in Außenberufen steigt, ist diesmal ausgefallen – Saisonbereinigt lag die Arbeitslosenzahl um 373 000 höher als im März. Dies ist der kräftigste jemals gemessene Monatsanstieg. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist um 0,8 Punkte auf 5,8 % geklettert – zum letzten Mal war ein solcher Stand im April 2017 gemessen worden.Ökonomen und auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil verwiesen gestern auf die positiven Effekte des Instruments der Kurzarbeit: “Der massive Einsatz von Kurzarbeit verhindert eine massive Erhöhung der Arbeitslosigkeit”, so Heil. Der SPD-Politiker sagte Geld vom Bund für die BA zu, sollte deren 26-Mrd.-Euro-Rücklage aufgezehrt werden – womit die BA rechnet. Bis zum 26. April wurden 751 000 Kurzarbeitsanzeigen erfasst – wie viele Personen allerdings wirklich kurzarbeiten, lässt sich erst nach Abrechnung des Kurzarbeitergelds durch die Betriebe feststellen. “Das ist eine Zahl, die uns auch ein bisschen den Atem hat stocken lassen”, zitiert Reuters den BA-Vorstandsvorsitzenden Detlef Scheele. Selbst im gesamten “Krisenjahr” 2009 seien bei der BA nur Anzeigen für 3,3 Millionen Menschen eingegangen, das bisherige Rekordhoch der realisierten Kurzarbeit datiert vom Mai 2009 mit 1,44 Millionen Betroffenen. Die BA geht von 8 Millionen Kurzarbeitern in der Spitze und von 2,6 Millionen im Jahresdurchschnitt aus. “Anstieg überzeichnet”Dominik Groll vom IfW Kiel verweist darauf, dass der Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit das wahre Ausmaß der Krise am Jobmarkt etwas überzeichnet. Denn knapp 40 % kämen aus arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die infolge des Lockdowns zurückgefahren worden waren – da Teilnehmer solcher Maßnahmen nicht als arbeitslos registriert sind, handele es sich um Personen, die de facto bereits zuvor arbeitslos waren. Kündigungen waren laut Scheele nur zu einem geringen Teil für den Anstieg der Arbeitslosigkeit verantwortlich, zudem seien die Stellenzugänge im April um 50 % zurückgegangen.Im Euroraum ist die Zahl der Arbeitslosen im März um 197 000 auf 12,156 Millionen gestiegen. Die Arbeitslosenquote hat damit um 0,1 Punkte auf 7,4 % zugelegt. Im Februar war noch der niedrigste Stand seit März 2008 markiert worden. Allerdings, so schreibt das Statistikamt Eurostat, gebe es Differenzen zwischen der Zahl der registrierten Arbeitslosen und den auf der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) basierenden Schätzung. So würde infolge der nationalen Lockdowns ein erheblicher Teil der bei Arbeitsämtern registrierten Personen derzeit nicht aktiv nach einem Job suchen. In europäischer Rechenweise meldeten die niedrigsten Arbeitslosenquoten die Niederlande (2,9 %), Deutschland und Malta (je 3,5 %). Die höchsten Arbeitslosenquoten verzeichnen Griechenland (16,4 % im Januar), Spanien (14,5 %) und Italien (8,4 %).