Schwedische Zentralbank erwartet schnellere Lockerung

Riksbank plant weitere Zinssenkungen

Die schwedische Zentralbank senkt den Basiszinssatz auf 3,5%, um die angeschlagene Konjunktur zu stützen. Die heimische Währung zeigt sich volatil, während die wirtschaftlichen Herausforderungen zunehmen.

Riksbank plant weitere Zinssenkungen

Riksbank plant weitere Zinssenkungen

Basiszinssatz in Schweden nun bei 3,5 Prozent – Wirtschaft unter Druck – Krone volatil

dh Frankfurt

Die schwedische Zentralbank, die Riksbank, hat am Dienstag ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 3,5% gesenkt. Diese Entscheidung, die von vielen Ökonomen erwartet wurde, markiert die zweite Zinssenkung seit Mai. Die damit beschleunigte Lockerung der Geldpolitik soll der schwächelnden Wirtschaft und der unter dem Ziel liegenden Inflation entgegenwirken.

In ihrer Mitteilung erklärte die Riksbank, dass weitere Zinssenkungen in diesem Jahr wahrscheinlich seien. „Wenn der Inflationsausblick gleich bleibt, kann der Leitzins in diesem Jahr noch zwei- oder dreimal gesenkt werden, was etwas schneller ist, als es der Exekutivrat im Juni eingeschätzt hat“, heißt es in der Stellungnahme der Zentralbank.

Gedämpfte Inflation und schwächelnde Wirtschaft

Die Entscheidung der Riksbank, die Zinsen weiter zu senken, kommt in einem wirtschaftlichen Umfeld, das von geringer Inflation und schwacher Aktivität geprägt ist. Das von der Zentralbank beobachtete Inflationsmaß, der CPIF, lag zuletzt bei 1,7% und damit unter dem angestrebten Ziel von 2%. „Die Kommentare, dass sie den Leitzins um zusätzliche zwei bis drei Mal und etwas schneller senken könnten als bisher angenommen, sind weniger restriktiv als unsere Prognose von zwei Zinssenkungen“, sagte Jesper Fjarstedt, Analyst bei der Danske Bank.

Eine vorläufige Schätzung der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal deutet sogar auf eine erhebliche Kontraktion hin. Daten vom Arbeitsmarkt zeigten zudem einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Diese Faktoren belasten den Ausblick der Zentralbank. Infolgedessen sieht sie sich gezwungen, ihre Prognosen nach unten zu korrigieren.

Volatile Krone

Die Reaktion der Märkte auf die Zinssenkung war gemischt. Die schwedische Krone gab zunächst nach, erholte sich jedoch später und erreichte ihren höchsten Stand seit über einem Monat. Dennoch bleibt die Krone instabil, was auch Gouverneur Erik Thedeen betont: „Die Krone hat sich in den Sommermonaten als ziemlich volatil erwiesen. Das zeigt, dass es Gründe gibt, sie im Auge zu behalten“, sagte er gegenüber Reportern.

Zentralbank im Zwiespalt

Angesichts der aktuellen geldpolitischen Signale preisen Händler in den Finanzmärkten bereits drei weitere Zinssenkungen bis Ende des Jahres ein. Dies würde den Leitzins auf 2,75% senken, verglichen mit den 3%, die ursprünglich von der Riksbank im Juni angestrebt wurden. Analysten von Swedbank und Svenska Handelsbanken haben ihre Prognosen entsprechend angepasst und rechnen nun bei jeder der verbleibenden Sitzungen im Jahr 2024 mit einer Zinssenkung.

Die schwedische Wirtschaft ist besonders empfindlich gegenüber geldpolitischen Veränderungen, da Hypothekenzinsen oft für relativ kurze Zeiträume festgelegt werden. Während die Erwartung von Zinssenkungen die Stimmung zu Beginn des Jahres verbessert hatte, bleibt eine deutliche wirtschaftliche Erholung bislang aus. Ulf Andersson, Chefökonom für Schweden bei der DNB Bank ASA, warnte außerdem davor, dass die Riksbank nicht zu weit vor der Europäischen Zentralbank agieren sollte: „Eine Bewegung um mehr als 25 Basispunkte vor der EZB wird für die Riksbank nicht ohne Bedenken sein, da ein solcher Schritt das Vertrauen in die Krone weiter untergraben könnte“, erklärte er.

Trotz der Einigkeit zwischen Märkten und Währungshütern über zusätzliche Zinssenkungen bis Jahresende betonen Thedeen und seine Stellvertreter, dass potenzielle Preisanstiege bei importierten Waren die künftige Geldpolitik maßgeblich beeinflussen könnten. Zudem wuchs die Wirtschaft im Juni schon wieder im Vergleich zum Vormonat. Die Riksbank steht somit vor der Herausforderung, einerseits die schwache Inflation und das träge Binnenwachstum zu bekämpfen und andererseits das Vertrauen in die Währung und die Wirtschaft zu bewahren. Mit den kommenden Zinssenkungen und der ungewissen Entwicklung der schwedischen Krone bleibt die geldpolitische Lage in Schweden spannend.

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