Lokführerstreik

Ruf nach Bahn-Schlichtung wird lauter

Die Wirtschaft beklagt einen Millliardenschaden durch den Streik der Lokführer. Die Politik ruft zu Verhandlungen auf. Verbände fordern eine Mediation bzw. eine Schlichtung.

Ruf nach Bahn-Schlichtung wird lauter

Rufe nach Schlichtung bei der Bahn

lz Frankfurt

Große Empörung über den Streik – Wirtschaft beklagt Milliardenschaden

Verkehrsminister Volker Wissing hat die Lokführergewerkschaft GDL scharf für ihren sechstägigen Streik kritisiert und pocht auf eine Schlichtung im Bahnkonflikt. "Wir brauchen dringend eine Mediation oder ein Schlichtungsverfahren", sagte der FDP-Politiker im Deutschlandfunk. Er warf der GDL vor, sich Gesprächen zu verweigern. "Diese Dauerbelastung für die Gesellschaft ist inakzeptabel. Die GDL muss so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch."

Auch die Wirtschaft dringt auf Verhandlungen der GDL mit der Bahn. Es drohten harte Einschränkungen bis hin zu einzelnen Produktionsausfällen, Drosselungen und Stillständen in der Industrie, sagte etwa Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie, am Mittwoch. "Bei einem sechstägigen Streik ist eine Schadenshöhe von insgesamt bis zu 1 Mrd. Euro nicht unrealistisch." Auch der Verband der Automobilindustrie sowie die Chemiebranche hatten in den vergangenen Tagen vor erheblichen Auswirkungen gewarnt.

Arbeitgeber-Präsident Rainer Dulger wertete den Streik als überzogen. Es werde fast die gesamte Infrastruktur des Landes lahmgelegt, obwohl es bisher keine ernsthaften Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und der GDL gegeben habe, sagte Dulger in Berlin. Das lasse die Tarifautonomie schlecht aussehen, also das Vorrecht, dass Tarifverträge zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften ausverhandelt werden. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erinnert daran, dass der Arbeitskampf nur das letzte Mittel nach Verhandlungen sein dürfe, und bringt eine obligatorische Schlichtung ins Gespräch.

GDL-Chef Claus Weselsky sieht die Verantwortung für den Streik indes allein bei der Bahn. "Wir erleben hier ein Schauspiel, wo sich die Deutsche Bahn AG millimeterweise bewegt, um erst mal in Verhandlungen zu kommen", sagte er im ZDF. Man habe die Bahn auf deren Vereinbarungen mit 18 kleineren Eisenbahnverkehrsunternehmen verwiesen, die als Vorbild dienen könnten. Mit ihnen sei eine Arbeitszeitreduzierung auf eine 35-Stunden-Woche vereinbart worden. Allerdings sind diese Vereinbarungen dem Vernehmen nach nur „vorläufig“ und gelten erst, wenn auch die Deutsche Bahn abschließt.

Für Fahrgäste im Personenverkehr hat die Deutsche Bahn erneut einen Notfahrplan erstellt. Der Streik der Lokführer hatte für den Güterverkehr am Dienstagabend, für den Personenverkehr in der Nacht zum Mittwoch begonnen und dauert noch bis Montagabend.

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