Russlands Bonitätsnoten rauschen in den Keller
BZ Frankfurt
Die Ratingagenturen Fitch und Moody’s haben die Kreditwürdigkeit Russlands infolge der westlichen Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs auf „Ramsch“-Niveau herabgestuft. Fitch und Moody’s senkten ihren Bewertungen in ungewöhnlicher Deutlichkeit um jeweils sechs Stufen. Sie folgten damit dem Beispiel von S&P und Scope, die bereits mit Herabstufungen Russlands reagiert hatten.
Fitch nahm die Bewertung um sechs Stufen von „BBB“ auf „B“ zurück. Eine so starke Abwertung eines einzelnen Staates habe es zuletzt 1997 bei Südkorea gegeben. Gleichzeitig bewertet Fitch die Aussichten „negativ“, was die Tür zu weiteren Herabstufungen öffnet. Moody’s nahm das Rating am Donnerstag ebenfalls um sechs Stufen zurück, und zwar von „Baa3“ auf „B3“. Begründet wurden die Schritte damit, dass die westlichen Sanktionen die Fähigkeit Russlands zur Bedienung der Schulden in Frage stellten und die Wirtschaft erheblich schwächen würden.
Die Sanktionen stellten „einen großen Schock für Russlands Kreditgrundlagen dar und könnten seine Bereitschaft zur Bedienung der Staatsschulden untergraben“, so Fitch. Besonders die Sanktionen der USA und der EU, die jegliche Transaktionen mit der russischen Zentralbank verbieten, hätten „eine viel größere Auswirkung“ als alle früheren Strafmaßnahmen. Ein Großteil der internationalen Währungsreserven für Eingriffe am Devisenmarkt seien dadurch unbrauchbar gemacht worden. „Die Sanktionen könnten auch Russlands Bereitschaft zur Rückzahlung von Schulden beeinträchtigen“, warnte Fitch. Moody’s erklärte, dass Umfang und Schwere der Sanktionen „über die ursprünglichen Erwartungen“ hinausgingen.
Zweite Verhandlungsrunde
In einer zweiten Verhandlungsrunde haben sich Russland und die Ukraine auf die Schaffung humanitärer Korridore in besonders umkämpften Gebieten verständigt. Das sagten Vertreter beider Seiten laut Agenturberichten. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sagte der belarussischen Agentur Belta zufolge, „Anfang kommender Woche“ solle es eine dritte Verhandlungsrunde geben. Podoljak betonte zugleich, dass bei dem Treffen einige erhoffte Ergebnisse nicht erreicht worden seien. Der russische Delegationsleiter Wladimir Medinski sprach von einer „möglichen vorübergehenden Einstellung der Feindseligkeiten“ in den entsprechenden Gebieten für den Zeitraum der Evakuierung.
Nach Einschätzung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron steht das Schlimmste noch bevor. Das verlautete nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa aus dem Élyséepalast nach einem Telefonat Macrons mit Russlands Staatschef Wladimir Putin. Es sei Putins klares Ziel, die gesamte Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen. Russland hat die Luftangriffe auf Ziele in der Ukraine verstärkt. Nach Angaben ukrainischer Behörden gab es Tote und Verletzte. Laut Vereinten Nationen sind inzwischen mehr als eine Million Menschen auf der Flucht.