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Sanders und Trump geben im Wahlkampf den Ton an

det - In einem Wahljahr, in dem bisher alle Erwartungen an den Ablauf auf den Kopf gestellt wurden, haben nun wieder einmal Bernie Sanders und Donald Trump für Überraschungen gesorgt. Sanders (74), der langjährige Senator aus Vermont, der sich als...

Sanders und Trump geben im Wahlkampf den Ton an

det – In einem Wahljahr, in dem bisher alle Erwartungen an den Ablauf auf den Kopf gestellt wurden, haben nun wieder einmal Bernie Sanders und Donald Trump für Überraschungen gesorgt. Sanders (74), der langjährige Senator aus Vermont, der sich als “demokratischer Sozialist” versteht, weicht der haushohen Favoritin Hillary Clinton (68) nicht von den Fersen. Mit dem sensationellen Sieg in Michigan hat er nun seiner Kampagne ein Glanzlicht aufgesetzt. In Mississippi allerdings hatte Clinton die Nase vorn. Der New Yorker Milliardär Trump (69) hat trotz seiner Siege am Dienstag ein wenig an Schwung verloren. So viel ist sicher: Nachdem Wähler in mehr als 20 US-Staaten ihre Stimme für den bevorzugten Präsidentschaftskandidaten abgegeben haben, bleibt das Rennen sowohl bei den Demokraten als auch den Republikanern offener denn je.Geradezu sensationell ist die Energie des scheinbar unverwüstlichen Sanders, der mit seinen Forderungen nach drastischen Steuererhöhungen für Wohlhabende und deutlich schärferer Überwachung der Großbanken bei fast allen Wählerschichten auf große Begeisterung stößt. In Umfragen hatte er noch am Tag der Abstimmung in Michigan teilweise mit über 20 Prozentpunkten hinter der früheren Außenministerin und First Lady gelegen. Sein völlig überraschender Sieg hat nicht nur im Lager der favorisierten Clinton erhebliche Verwirrung gestiftet. Er hat vor allem der Ankündigung des Senators, bis zum Nominierungsparteitag im August im Rennen bleiben zu wollen, zusätzliche Legitimität verliehen.Zwar wird es rein rechnerisch außerordentlich schwierig sein, Clinton (68) noch den Rang abzulaufen. Doch ihre Forderung, Sanders möge das Handtuch werfen, damit sie sich endlich auf den wahren Gegner fokussieren könne, nämlich Trump oder jeden anderen, der noch zum Sieger bei den Republikanern gekürt werden könnte, stößt nun auf taube Ohren. Wie auch vor acht Jahren, als sie dem späteren Präsidenten Barack Obama unterlag, fragen sich Clintons Berater, welche strategischen Fehler zu der jüngsten Schlappe geführt haben könnten. Womöglich hat sich die siegessichere Kandidatin zu sehr auf afroamerikanische Wähler konzentriert und weiße Vertreter der Arbeiter- und Mittelklasse, die Sanders unermüdlich umwirbt, damit vor den Kopf gestoßen.Der Immobilienunternehmer, der seine jüngste Siegesrede formgerecht zum Anlass nahm, für hauseigene Produkte wie Trump-Steaks und Trump-Weine zu werben, zeigt sich weiter siegesgewiss. Unstrittig ist aber, dass die Chancen eines Durchmarschs deutlich gesunken sind. Bei den letzten neun Vorwahlen, von denen er nur fünf gewann, sind die Vorsprünge weiter geschrumpft. Die eng koordinierte “Stop Trump”-Bewegung, mit der das republikanische Establishment unter Einsatz enormer Summen den Selbstdarsteller als Betrüger zu enttarnen versucht, scheint langsam Wirkung zu zeigen. Schließlich geht aus den neuesten Umfragen hervor, dass der Anteil republikanischer Wähler, die ihn als Kandidaten bevorzugen, erkennbar zurückgegangen ist. Immer wahrscheinlicher ist, dass die Republikaner erst beim Parteitag im Juli entscheiden werden, wen sie letztlich ins Rennen schicken. Trump mag zwar glauben, bereits auf die Zielgerade eingebogen zu sein, doch ihm drohen noch einige Überraschungen.