Schock erreicht US-Arbeitsmarkt

Erstanträge auf Arbeitslosengeld sind vergangene Woche um mehr als das Zehnfache gestiegen

Schock erreicht US-Arbeitsmarkt

Der US-Arbeitsmarkt ist infolge der Coronavirus-Pandemie kräftig eingebrochen. Die Erstanträge auf Arbeitslosengeld sind vergangene Woche auf über 3 Millionen auf ein Rekordhoch gestiegen. Die Erwerbslosenquote dürfte daher im März ebenfalls deutlich zunehmen.det Washington – Die Coronavirus-Pandemie hat in vollem Umfang auf die US-Wirtschaft durchgeschlagen. Nach Angaben des Arbeitsministeriums stieg die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosengeld vergangene Woche um 3,001 Millionen auf 3 283 000, den mit Abstand höchsten Wert, der jemals gemessen wurde. Der bisherige Rekord lag im Oktober 1982 bei 695 000. Im März 2009, als die US-Wirtschaft noch unter den Folgen der Weltrezession litt, waren die Anträge auf 665 000 geklettert.Die Erstanträge der Woche zum 21. März übertrafen selbst pessimistische Voraussagen wie die der Investmentfirma Goldman Sachs, die einen Anstieg auf 2,25 Millionen vorausgesagt hatte. Im Schnitt hatten Volkswirte etwa 1,5 Millionen Anträge prognostiziert. Einige Experten halten es mittlerweile sogar für möglich, dass die Arbeitslosenquote in den kommenden Monaten 30 % erreichen könnte – im Februar, bevor sich das Coronavirus in den USA rasant ausbreitete, lag die Quote bei 3,5 %. Bereits vergangene Woche hatte der Bericht des Bureau of Labor Statistics (BLS) Pessimismus aufkommen lassen. So waren die Erstanträge um etwa 70 000 auf 282 000 geklettert – die Zunahme war ursprünglich mit 1 000 weniger gemeldet worden.Der exorbitante Anstieg der Erstanträge schlug auch auf den Vierwochenschnitt durch, der als aussagekräftigere Größe gilt. Der Durchschnittswert, der um 765 750 auf 998 250 hochschnellte, stellte ebenfalls den bisherigen Rekord in den Schatten. Diese Zahl dürfte in den kommenden Wochen ebenfalls noch deutlich zunehmen.Besondere Aufmerksamkeit wird der Arbeitslosenquote für März gelten, die das BLS am kommenden Freitag veröffentlicht. Diese war im Februar von 3,6 auf 3,5 % gefallen. James Bullard, der Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, hält einen Anstieg als Folge der Pandemie in absehbarer Zeit auf 30 % für möglich. Laut Martha Gimbel, Ökonomin bei der Techfirma Schmidt Futures, dürfte die Arbeitslosenquote im März von den bisherigen 3,5 % “auf 5,5 % gestiegen sein, ein Stand, der zuletzt 2015 erreicht worden war”.Einige Experten hatten den heftigen Einbruch am Arbeitsmarkt kommen sehen. Tom Gimbel, Geschäftsführer des Arbeitsmarktvermittlers LaSalle Network in Chicago, meinte, dass “es mich gar nicht überrascht. Wenn man sieht, dass eine Metropole wie beispielsweise Las Vegas komplett den Betrieb einstellt, dann ist eigentlich nichts anderes als eine solche Zahl zu erwarten.” Regional große UnterschiedeNach Darstellung von Jacob Robbins, Dozent für Volkswirtschaftslehre an der University of Chicago, “handelt es sich um ein weit verbreitetes Gemetzel”, welches sämtliche Sektoren der US-Wirtschaft trifft. Bemerkenswert waren unter anderem regionale Differenzen. In Pennsylvania, wo führende Stahlkonzerne und andere Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe beheimatet sind, legten die Erstanträge um mehr als das Zwanzigfache auf fast 380 000 zu. Im Staat New York verfünffachte sich die Zahl. In Kalifornien mit einem hohen Anteil von Firmen auf dem Gebiet der Informationstechnologie wurde ein vergleichsweise geringer Zuwachs auf das Dreifache gemessen. BIP legt 2,1 Prozent zuKaum Beachtung fand vor dem Hintergrund des verheerenden Einbruchs am Arbeitsmarkt die Wachstumsrate im Schlussquartal 2019, die das US-Handelsministerium veröffentlichte. Demnach legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wie auch im Zeitraum von Juli bis September aufs Jahr hochgerechnet um 2,1 % zu. Im Gesamtjahr 2019 wuchs die US-Wirtschaft um 2,3 %. 2018 war eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 2,9 % gemessen worden.Der PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank, stieg im Schlussquartal 2019 um 1,4 %. An der Kernrate gemessen kletterte er um 1,3 %. Ökonomen gehen davon aus, dass als Folge der Coronavirus-Pandemie die Wachstumsrate im ersten Quartal dieses Jahres deutlich zurückgehen und dann von April bis Juni noch stärker einbrechen könnte.