Immobilienflaute

So wenig Wohnungsbauten genehmigt wie seit 2013 nicht mehr

So wenig Baugenehmigungen wie im September gab es seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Das Wohnungsbauziel der Bundesregierung bleibt in weiter Ferne, die Aussichten der Baubranche sind trübe.

So wenig Wohnungsbauten genehmigt wie seit 2013 nicht mehr

Wohnbaugenehmigungen
auf 10-Jahre-Tiefstand

Zusagen im September für 19.300 neue Einheiten

ba Frankfurt

Im September sind erneut weniger Wohnungsbauten genehmigt worden – eine geringere Zahl gab es zuletzt vor mehr als zehn Jahren. Vor allem die höheren Energiepreise und die strikteren Finanzierungsbedingungen infolge der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgen für schlechte Laune am Bau und eine rekordhohe Stornierungsquote. Besserung wird so bald nicht erwartet, wie die jüngste Einkaufsmanagerumfrage für die Branche zeigt.

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurde im September der Bau von 19.300 Wohnungen genehmigt. Das sind 29,7% oder 8.200 Baugenehmigungen weniger als im Vorjahr. Eine geringere Zahl an Baugenehmigungen gab es zuletzt im Januar 2013. Und auch in den ersten neun Monaten fiel der Rückgang ähnlich hoch aus: Von Januar bis September 2023 sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 28,3%. Dies entspricht einem Rückgang um 76.900 auf 195.100 Wohnungen. "Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem hohe Baukosten und schlechte Finanzierungsbedingungen beigetragen haben", erklärten die Wiesbadener Statistiker das Ergebnis.

Die Zahlen sind weit von den 400.000 an jährlichen Wohnungsneubauten entfernt, die die Bundesregierung ursprünglich als Ziel ausgerufen hatte. Diese Größe wird auch noch länger außer Reichweite bleiben, schätzen Experten. Denn der Neubau stockt: In der Ifo-Umfrage vom September berichten 21,4% der Wohnbauunternehmen von Auftragsstornierungen. Für dieses Jahr wird mit der Fertigstellung von 250.000 neuen Wohnungen gerechnet. Euroconstruct erwartet für 2024 einen Einbruch der Neubauaktivität auf 235.000 Einheiten, 2025 könnten es 200.000 Einheiten werden.

"Im deutschen Bausektor geht es immer weiter bergab", kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank den Rückgang des Einkaufsmanagerindex im Oktober um 1 auf 38,3 Punkte. Das ist der tiefste Wert seit dreieinhalb Jahren. Der Wohnungsbau sei das Epizentrum des Abschwungs. Besondere Sorge bereitet ihm, dass die Auftragseingänge erneut stärker gefallen sind als im Vormonat Dies deute darauf hin, "dass wir die Talsohle bei der Aktivität noch nicht erreicht haben".

Zudem sehe es so aus, als würden auch der mögliche Zinshöhepunkt der EZB den Bauunternehmen keine Hoffnung bringen. "Der Index Jahresausblick warnt vor einem starken Abschwung im nächsten Jahr", betonte der Chefvolkswirt. Und auch der geopolitische Konflikt im Nahen Osten sorge im Bausektor für Unruhe. Denn der Krieg zwischen der Hamas und Israel schaffe nicht nur zusätzliche Unsicherheit, sondern habe auch zu einem sprunghaften Anstieg der Gaspreise geführt - Erdgas wird für die Herstellung vieler Baumaterialien gebraucht, etwa für Ziegel und Dämmstoffe.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden laut Destatis von Januar bis September insgesamt 160.400 Wohnungen genehmigt. Das waren 31,7% weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei Einfamilienhäusern gingen die Baugenehmigungen um 38,4% zurück, bei Zweifamilienhäusern um 51,9% und bei Mehrfamilienhäusern betrug das Minus 27,2%. Nur bei Wohnheimen gab es einen Anstieg von 8,4%.

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