Sommerpause setzt Jobmarkt unter Druck

Arbeitslosigkeit in Deutschland steigt - Neues Rekordtief im Euroraum

Sommerpause setzt Jobmarkt unter Druck

ba Frankfurt – Am deutschen Arbeitsmarkt zeigen sich im Juli Spuren der beginnenden Sommerpause, aber auch der konjunkturellen Abkühlung. Im Euroraum dagegen wurde im Juni erneut ein Rekordtief markiert. Kommt die Konjunktur nicht bald wieder auf die Füße und überträgt sich die Industrieschwäche auf die Dienstleister, werden sich wohl auch im gemeinsamen Währungsraum bald Bremsspuren zeigen.Laut Statistikamt Eurostat ist die Arbeitslosenquote im gemeinsamen Währungsraum im Juni um 0,1 Punkte auf 7,5 % und damit den niedrigsten Stand seit Juli 2008 gefallen. Jedoch wurde die Quote für Mai um 0,1 Punkte auf 7,6 % nach oben revidiert. In den 19 Ländern der Eurozone waren 12,377 Millionen Personen arbeitslos, das sind 45 000 weniger als im Vormonat und 1,032 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Die Entwicklung in den einzelnen Ländern der EU verläuft uneinheitlich. Zweistellige Arbeitslosenquoten zeigen weiterhin Griechenland (17,6 % im April) und Spanien (14,0 % im Juni). Italien, eines der Sorgenkinder des Euroraums, zeigte mit 9,7 % bereits den zweiten Monat in Folge eine Quote im einstelligen Bereich. Die niedrigsten Arbeitslosenquoten nach europäischer Berechnung weisen weiter Deutschland (3,1 %), Malta und die Niederlande (je 3,4 %) aus.In nationaler Rechnung ist die Arbeitslosigkeit hierzulande im Juli zum Vormonat um 59 000 auf 2,275 Millionen gestiegen – vor allem wegen der einsetzenden Sommerpause, wie Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit (BA), sagte. In den Sommerferien zögern Unternehmen mit Neueinstellungen, und viele junge Leute melden sich zwischen Schulabschluss und Ausbildungsbeginn arbeitslos. Die Zahl der Arbeitslosen lag um 49 000 unter dem Niveau des Vorjahres, die Arbeitslosenquote kletterte um 0,1 Punkte auf 5,0 %.Aber auch saisonbereinigt legte die Arbeitslosigkeit im Vormonatsvergleich zu – um 1 000 Personen. Ökonomen hatten im Mittel mit einem Zuwachs von 5 000 gerechnet. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte bei 5,0 %.Damit zeigte der Jobmarkt die schlechteste Entwicklung in einem Juli seit 2015, konstatierte Carsten Brzeski, Chefökonom bei ING Deutschland. Der inländische Schutzschild gegen externe Unsicherheiten und Risiken beginne zu bröckeln – erschwerend komme hinzu, dass die Pegelstände am Rhein in einer Größenordnung wie vergangenen Sommer sänken, was im zweiten Halbjahr 2018 insgesamt 0,3 Punkte Wachstum gekostet habe. Das Risiko einer länger anhaltenden Stagnation steige, und die Arbeitsmarktdaten zeigten, dass der private Konsum nicht mehr der starke Wachstumstreiber wie zuletzt sein werde.Einen gravierenden Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet KfW-Experte Martin Müller selbst bei einem sich verstärkenden Abschwung nicht. Denn Unternehmen würden angesichts des Fachkräftemangels erfahrene Mitarbeiter nicht ohne Not entlassen, und die Ausweitung von Kurzarbeit würde Entlassungen in großer Zahl verhindern. Während in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 jeder 20. Arbeitnehmer kurzgearbeitet hätte, ist es laut Terzenbach derzeit jeder Tausendste – im Mai 40 900, das sind 400 weniger als im April, aber 29 200 mehr als im Vorjahr.