Sorge vor Blackouts treibt Unternehmen um
Sorge vor Blackouts treibt Unternehmen um
TÜV-Umfrage zum Stand der Energiewende – Forderungen an die Politik
lz Frankfurt
Trotz schwacher Konjunktur, hoher Energiepreise und damit einhergehender Existenzsorgen, zu viel Bürokratie und zunehmender Zweifel an der Versorgungssicherheit halten rund 85% der Unternehmen die angegangene Energiewende weiter für notwendig und arbeiten an der Umsetzung. Knapp 80% unterstützen zudem das Vorhaben der EU, Europa bis zum Jahr 2050 zum ersten klimaneutralen Wirtschaftsraum weltweit zu machen, wie eine Umfrage des TÜV-Verbands unter 500 Unternehmen zeigt.
„Die deutsche Wirtschaft steht nahezu geschlossen hinter der Energiewende“, sagt Michael Fübi, Präsident des TÜV-Verbands und Chef des TÜV Rheinland. Die konkrete Umsetzung bedeute aber eine enorme organisatorische und finanzielle Belastung für die Unternehmen. Hierbei müsse der Staat noch nachbessern und noch stärker in Vorleistung gehen durch steuerliche Förderung, einen langfristigen Finanzierungsrahmen und transparente Umsetzungspläne. Die diversen „Beschleunigungsgesetze“ hätten bisher „kaum einen Effekt“ gebracht.
„Falsches Signal“
Als problematisch erweist sich in dieser Hinsicht die jüngst beschlossene Verringerung der finanziellen Mittel im Klima- und Transformationsfonds (KTF). „Die Kürzungen senden das falsche Signal an Unternehmen, die in saubere Energien, leistungsfähige Netze und klimaneutrale Produktion investieren wollen“, mahnt Fübi. Zudem fehlten nun die Mittel, um die stark mittelständisch und von Startups geprägte Green-Tec-Branche stärker zu fördern. „Wir brauchen klare finanzielle Anreize, mehr grünes Wagniskapital und regionale Kompetenzzentren, in denen sich Unternehmen untereinander und mit Forschungseinrichtungen und Kapitalgebern vernetzen können“.
Hohe finanzielle Belastung
52% der Unternehmen halten ihre finanzielle Belastung bei der Umstellung auf erneuerbare Energien für „sehr hoch“. Knapp 20% sieht sich mit Blick auf seine Wettbewerbsfähigkeit sogar in der Existenz bedroht. Allerdings gibt auch ein Drittel an, dass es sich durch die Transformation längerfristig eher bessere Wettbewerbsbedingungen verspricht.
Klage über zu viel Bürokratie
Gut die Hälfte der befragten Unternehmen beklagt überdies die hohen regulatorischen Anforderungen in der Klimapolitik. 83% stufen die Bürokratie insgesamt als zu große Belastung ein, was den Weg in die Klimaneutralität eher behindere. Die Genehmigungsprozesse dauerten zu lange, Nachweispflichten seien zu hoch, die Komplexität des Prozesses zu groß.
Angst vor Versorgungsengpässen
Große Sorgen machen sich die Unternehmen um mögliche Versorgungsengpässen im Zuge der Energiewende. Rund 70% befürchten, dass es zu Störungen oder gar Blackouts kommen könnte. „Das deutsche Stromnetz kommt mit der Energie- und Verkehrswende an seine Belastungsgrenze“, räumt Fübi ein, zeigt sich aber zuversichtlich, dass es wegen der Energiewende zu keinem Blackout kommt. Die Netze müssten nur zügig ausgebaut und digitalisiert werden, um die Netzstabilität bei einer zunehmend dezentralen und fluktuierenden Energieerzeugung auch in Zukunft gewährleisten zu können.
Das ist nach Darstellung von Fübi aber nur mit dramatisch hohen Investitionen zu bewältigen. Die System- und Netzkosten würden wegen notwendiger Reservekraftwerke, die kaum benutzt werden würden, sowie des Einsatzes teuren Wasserstoffs „massiv nach oben gehen“. Fübi: „Strom wird in Deutschland daher auf keinen Fall günstiger werden“.