Länderbonität

S&P hebt Ausblick für die Türkei auf „positiv“

Der unter der neuen türkischen Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan geänderte geldpolitische Kurs zeigt Wirkung: Die Ratingagentur S&P ist nun positiv gestimmt für die Stabilität der heimischen Wirtschaft. Jetzt muss nur noch die Inflation nachgeben.

S&P hebt Ausblick für die Türkei auf „positiv“

S&P hebt Ausblick für die Türkei auf „positiv“

Ratingagentur zufrieden mit Geldpolitik

mpi Frankfurt

Die Ratingagentur S&P hat überraschend ihren Ausblick für die Türkei hochgestuft. Sie blickt nun „positiv“ statt wie bisher „neutral“ auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Das Rating beließ S&P bei „B“. Mit dem positiven Ausblick kann die Türkei aber auf eine Hochstufung der Kreditwürdigkeit in der Zukunft hoffen. „B“ steht für eine mangelhafte Bonität mit einer geringen Absicherung von Zins und Tilgung.

Ihre Anpassung begründete S&P unter anderem mit der jüngsten Zinserhöhung der türkischen Notenbank. Diese hatte den Leitzins Ende November um 500 Basispunkte auf jetzt 40% angehoben. Die Türkei gehört zu den Ländern mit der höchsten Inflationsrate weltweit. Im Oktober lag sie bei 61,4%, und die türkische Notenbank geht davon aus, dass die Teuerung im weiteren Jahresverlauf noch etwas steigen wird, ehe sie 2024 deutlich sinken sollte.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt als Freund niedriger Zinsen, um die Wirtschaft über günstige Finanzierungskonditionen zu stimulieren. Die türkische Zentralbank, auf die Erdogan Einfluss nimmt, setzte daher lange Zeit trotz hoher Inflation auf vergleichsweise niedrige Leitzinsen. Nach der Wiederwahl Erdogans im Mai zum türkischen Präsidenten kam es jedoch zu einem Wechsel an der Spitze der türkischen Notenbank und damit auch zu einer Kursänderung in der Geldpolitik.

Keine Rezession

Seit Juni hat die Notenbank unter der Leitung von Hafize Gaye Erkan den Leitzins in mehreren Zinsschritten drastisch von 8,5% auf 40% angehoben. Die Zinserhöhungen bremsen die türkische Wirtschaft zwar aus, einen großen Einbruch hat es trotz des sehr straffen Zinszyklus jedoch bislang nicht gegeben.

Das türkische Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt um 0,3%, verglichen mit revidierten 3,3% in den vorangegangenen drei Monaten. Damit hat sich die Wirtschaft zwar deutlich abgekühlt, sie befindet sich aber bislang nicht in einer Rezession.