Starker US-Arbeitsmarkt

Neueinstellungen übertreffen Prognosen - Solide Lohnsteigerungen

Starker US-Arbeitsmarkt

Der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt setzt sich ungeachtet des globalen Gegenwinds fort. Die Neueinstellungen lagen im Januar deutlich über den Erwartungen. Im verarbeitenden Gewerbe wurden allerdings Einbußen gemessen. Die Löhne zogen deutlich an, dürften den Kurs der Fed aber nicht beeinflussen.det Washington – Weder der Ausbruch des Coronavirus noch die schwächere Auslandsnachfrage oder Probleme beim Flugzeughersteller Boeing können dem Aufschwung am US-Arbeitsmarkt Abbruch tun. So kam es im Januar in der Wirtschaft ohne den Agrarsektor zu 225 000 Neueinstellungen. Erwartet hatten Ökonomen eine Zunahme um knapp 160 000. Zwar zog die Erwerbslosenquote von 3,5 auf 3,6 % an. Dies aber betrachten Analysten deswegen als positives Signal, weil die höhere Quote darauf zurückführen ist, dass mehr Personen im erwerbsfähigen Alter sich auf Stellensuche begaben. Die Partizipationsrate stieg nämlich um 0,2 Prozentpunkte auf 63,4 % und erreichte damit den höchsten Stand seit Juni 2013. Dienstleister schaffen JobsNach dem Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters Automatic Data Processing (ADP), wonach vergangenen Monat im Privatsektor unter Ausklammerung der Landwirtschaft 291 000 neue Mitarbeiter eingestellt wurden, hatten einige Analysten sogar ein noch stärkeres Stellenwachstum vorausgesagt. Gemeinsam mit den ADP-Zahlen ergab der offizielle Bericht der Regierung aber, dass sich die neuen Jobs vorwiegend auf die Dienstleistungsbranche konzentrierten.Zwar profitierte die Bauindustrie von dem milden Winterwetter im Januar und stellte 44 000 neue Mitarbeiter ein. Durch Schwäche zeichnet sich aber weiterhin das verarbeitende Gewerbe aus, wo das Ministerium ein Minus von 12 000 ermittelte. Unternehmen im Gesundheitssektor und dem Gastgewerbe, wo es zu jeweils 36 000 Neueinstellungen kam, bauten ihre Belegschaft aber deutlich aus. Auch bei Fachdienstleistern wurde eine robuste Zunahme gemessen.Gesamtwirtschaftlich gesehen ermutigend sind aus der Sicht von Volkswirten auch andere Komponenten des Berichts. Positiv wird hervorgehoben, dass die Neueinstellungen um 50 000 über dem 2019 gemessenen Monatsschnitt von 175 000 lagen. Ferner befindet sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen weiterhin auf einem niedrigen Stand. Zwar kletterte die sogenannte “echte Arbeitslosenquote”, die auch jene Arbeitnehmer berücksichtigt, die eine Vollzeitbeschäftigung vorziehen würden, aber nur Teilzeitjobs finden konnten, um 0,2 Prozentpunkte auf 6,9 %. Zuvor war diese aber auf den niedrigsten jemals gemessenen Stand gefallen. Solide LohnsteigerungenDie US-Notenbank wird vor allem der Lohnentwicklung Aufmerksamkeit schenken. So kletterte der durchschnittliche Stundenlohn im Vorjahresvergleich um 3,1 %. Erwartet hatten Bankvolkswirte einen Anstieg um 3,0 %. Aufschluss über die Haltung der Währungshüter wird kommende Woche der Fed-Vorsitzende Jerome Powell geben. Am Dienstag wird er im Repräsentantenhaus den halbjährlichen geldpolitischen Bericht der Zentralbank erläutern, der bereits am Freitag dem Kongress zugeleitet wurde. Darin betont die Fed sowohl den starken Arbeitsmarkt als auch die Tatsache, dass sich die Teuerungsrate weiterhin unterhalb des Inflationsziels von 2 % bewegt. Auch heißt es, dass nach den drei Zinssenkungen im vergangenen Jahr der derzeitige Zielkorridor von 1,5 bis 1,75 % für den Leitzins weiterhin angemessen sei. Erstmals zeigte sich die Fed besorgt über die möglichen wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus, in dem “ein neues Risiko für die konjunkturellen Aussichten” gesehen wird. Positive BewertungUnterm Strich bewerten Experten die Beschäftigungslage positiv. “Es handelt sich um einen eindeutig guten Arbeitsmarktbericht”, schreibt Ed Campbell, Portfolio Manager beim Wertpapierhaus QMA. Insbesondere dürfte die Kombination aus kräftigem Stellenwachstum und soliden Lohnsteigerungen, die trotzdem nicht aus dem Ruder laufen, die Aktienmärkte weiter beflügeln. Die Lohnentwicklung betonte auch Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Laut Balz wird sich die Fed angesichts der Tatsache, dass die Neueinstellungen trotz des engen Arbeitsmarktes steigen und der Lohndruck verhalten ist, “kommunikativ weiterhin näher an einer Zinssenkung als einer Zinserhöhung bewegen”.