Konjunktur

Trübe Industrie­aussichten im Euroraum

Die Aussichten für die Industrie im Euroraum haben sich nach enttäuschend ausgefallenen Produktionsdaten in Deutschland, Frankreich und Spanien eingetrübt. Spaniens Regierung hat wegen des generell schwachen Jahresstarts die Prognosen gesenkt.

Trübe Industrie­aussichten im Euroraum

ba Frankfurt

Die Aussichten für die Industrie im Euroraum haben sich nach enttäuschend ausgefallenen Produktionsdaten in Deutschland, Frankreich und Spanien eingetrübt. Bislang haben Ökonomen für Februar ein Fertigungsplus von 0,3% im Monatsvergleich auf der Agenda nach +0,8% zu Jahresbeginn – ein Rücksetzer scheint nun wahrscheinlicher. Das Statistikamt Eurostat veröffentlicht die Daten am Mittwoch, einen weiteren Fingerzeig gibt bereits am Dienstag Istat mit den Produktionszahlen aus Italien.

Für Konjunkturhoffnung sorgt allerdings, dass hauptsächlich Sonderfaktoren wie Lieferengpässe oder die ungünstige Witterung die Fertigung gebremst haben. Die Nachfrage steigt aber, die Impfkampagnen in den Euro-Ländern nehmen Fahrt auf, und die jüngsten Stimmungsindikatoren ebenso wie Mobilitätsdaten signalisieren ein Anziehen der Wirtschaftsaktivität.

Schwung erwarten Ökonomen auch, wenn ein Teil der rekordhohen Sparquote der privaten Haushalte im Euroraum wieder in den Konsum fließt, sobald weitere Lockerungsschritte erfolgen – auch wenn es aktuell noch nicht danach aussieht. Laut Eurostat lag die Sparquote im vierten Quartal 2020 bei 19,8% nach 17,3% im Vierteljahr zuvor. Dies ist nach den 25,0% im zweiten Quartal 2020 der zweithöchste Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991. Den kräftigen Anstieg erklären die Luxemburger Statistiker mit dem Rückgang der Konsumquote um 3,7%, während die Bruttoeinkommen um 0,8% fielen. Zugleich stieg die Investitionsquote der privaten Haushalte im vierten Quartal 2020 von 8,7% auf 9,1%, den höchsten Wert seit 2011.

Ökonomen werten die rückläufigen Produktionsdaten in den drei Euro-Schwergewichten als böse Überraschung, denn die Einkaufsmanagerindizes hatten dies nicht angedeutet. Das verarbeitende Gewerbe steht für immerhin 16,4% der Bruttowertschöpfung im Euroraum. In Deutschland wurde die Fertigung laut dem Statistischen Bundesamt im Februar um 1,6% im Monatsvergleich gedrosselt – nach einem Rückgang von 2,0% zu Jahresbeginn (siehe Bericht auf dieser Seite). Ökonomen hatten mit einem Zuwachs von etwa 1,5% gerechnet. In Frankreich brach die Produktion den Insee-Daten zufolge um 4,7% ein, nachdem sie zu Jahresbeginn noch um 3,2% zugelegt hatte. Volkswirte hatten hier ein Plus von 0,5% auf der Rechnung. Die spanische Industrieproduktion zeigte sich laut dem Statistikamt INE unverändert. Nach dem Rückgang um 0,8% im Januar hatten Ökonomen einen Anstieg von 0,7% erwartet.

Wegen des generell schwachen Jahresauftakts und neuer Maßnahmen zur Eindämmung der dritten Pandemiewelle hat Spaniens Regierung die Wachstumsprognose für 2021 von 7,2% auf 6,5% gekürzt. Ende 2022 soll dann das Vorkrisenniveau wieder erreicht sein – Wirtschaftsministerin Nadia Calviño erwartet dann ein Wachstum von 7%. Spaniens Notenbank hatte zuletzt die Prognose für das laufende Jahr auf +6% heruntergeschraubt, der Internationale Währungsfonds rechnet mit +6,4%. Zum Vergleich: 2020 waren es –10,8%.