LEITARTIKEL

Trump und der Dollar

Die Schlagzahl, mit der Neu-US-Präsident Donald Trump binnen kürzester Amtszeit international politisches wie wirtschaftspolitisches Porzellan zertrümmert, ist ebenso irritierend wie beängstigend. Das gilt auch, wenn er kokettiert mit einer...

Trump und der Dollar

Die Schlagzahl, mit der Neu-US-Präsident Donald Trump binnen kürzester Amtszeit international politisches wie wirtschaftspolitisches Porzellan zertrümmert, ist ebenso irritierend wie beängstigend. Das gilt auch, wenn er kokettiert mit einer Abwertungspolitik gegen den “zu starken Dollar” und Deutschland, China sowie Japan de facto als Währungsmanipulatoren brandmarkt. Denn genau wie für den Fall, dass Trumps Abschottungspolitik eine neue weltweite Protektionismuswelle auslöst, würde auch ein globaler Währungskrieg nur Verlierer kennen. Die 1930er Jahre sollten mahnendes Beispiel genug sein.Jahrzehntelang haben sich US-Regierungen an die Politik des starken Dollar gehalten. Zwar stand das Handeln von Finanzministerium und Notenbank Fed sicher nicht immer in Einklang mit den Worten. Im Großen und Ganzen aber hielt diese Doktrin. Wenn Trump den Dollar nun als “zu stark” geißelt und räsoniert, dass das die USA im Wettstreit mit China “umbringt”, steht dieser Grundsatz mindestens in Frage – mit potenziell immensen Implikationen: Ein Währungskrieg, der auch die Weltleitwährung Dollar umfasst, würde alles in den Schatten stellen, was es an der Front je gab.Natürlich wird nicht alles falsch, nur weil Trump es sagt: Ein allzu stark aufwertender Dollar wäre in der Tat eine Gefahr für die US-Wirtschaft – wie im Übrigen auch für die Weltwirtschaft und speziell die Schwellenländer, die enorme Dollar-Schulden aufgetürmt haben. Genauso richtig ist, dass Japan, aber in Ansätzen auch die Europäische Zentralbank kaum verhohlen auf eine Abwertung von Yen und Euro abgezielt haben. Bei der Fed war das aber zeitweise nicht anders. Wenn Trump und seine Mitstreiter jedoch Deutschland für die Euro-Schwäche verantwortlich machen und von “Ausbeutung” der Partner fabulieren oder sie China der Yuan-Schwächung bezichtigen, obwohl Peking derzeit eher das Gegenteil versucht – dann ist das etwas viel der “alternativen Fakten”. Der starke Dollar ist aktuell vor allem Ergebnis fundamentaler Faktoren und – von Trump.Selbst Trumps präsidialer Macht sind also Grenzen gesetzt. Mehr noch: Vieles von dem, was er vorhat, befeuert eben den Greenback – das gehört zu den unzähligen Paradoxen und Inkonsistenzen in Trumps Agenda. Wenn er über Steuersenkungen, Deregulierung und Infrastrukturausgaben die US-Wirtschaft anheizt, führt das zu einem stärkeren Dollar. Wenn er Importe beschränkt und Exporte subventioniert, führt das zu einem stärkeren Dollar. Aber selbst wenn Trumps Möglichkeiten limitiert sind – schon der Versuch, sein Glück mittels Abwertungsrhetorik zu versuchen, könnte zu Marktverwerfungen führen und die Stabilität des internationalen Finanzsystems gefährden.Ein Risiko bildet auch das Verhältnis zwischen Präsident und Notenbank. Das Verhältnis ist schon jetzt angespannt, könnte aber künftig eskalieren: Trump will mehr Wachstum – die Fed höhere Zinsen. Trump sieht ein Konjunkturprogramm als nötig an – wovon die Fed in Zeiten von Vollauslastung nichts hält. Ein Machtkampf zwischen Präsident und Notenbank in der weltweit wichtigsten Volkswirtschaft und dem wichtigsten Währungsraum der Welt aber wäre brandgefährlich. Das wäre noch mehr der Fall, wenn die Unabhängigkeit der Fed zur Disposition gestellt würde. Keine Frage: Auch die Fed hat ihr Mandat überstrapaziert – das muss Konsequenzen haben. Aber die Unabhängigkeit der Zentralbanken bleibt ein hohes Gut und sollte nicht angetastet werden.Es ist nun an Trumps Widersachern, das Schlimmste zu verhindern – im In-, aber auch im Ausland. Nach der Weltfinanzkrise 2008 war es vielleicht der größte Erfolg, dass die führenden G 20-Staaten ihr Heil nicht in Protektionismus und Abwertungswettläufen suchten – anders als in den 1930er Jahren, als eben das in der Großen Depression mündete. Dieser Konsens steht mit Trump aber auf der Kippe. Deswegen braucht es ein klares Bekenntnis. Als aktuelle G 20-Präsidentschaft kommt Deutschland eine zentrale Verantwortung zu. Berlin darf auch diesen Konflikt mit Trump nicht scheuen.Nötig scheint aber auch eine Diskussion über die Dominanz des Dollar. Denn es sind Zweifel angebracht, ob diese für die Welt stets ein Segen ist. Die Gunst der Leitwährung ermöglicht es den USA sowie den US-Unternehmern und -Verbrauchern, sich leicht zu verschulden. Viele Ökonomen sehen die Leitrolle des Dollar als eine Ursache für die vielen Finanzkrisen seit den 1970er Jahren. Ein System mit mehreren, gleichberechtigten Währungen könnte den Wettbewerb um solide Finanzen und gute Wirtschaftsbedingungen fördern. Dann dürfte es viele Gewinner geben.——–Von Mark SchrörsDer US-Präsident kokettiert mit einer Politik der Dollar-Schwäche. Jetzt braucht es ein klares Signal der G 20-Partner – und eine Debatte über das Währungssystem.——-