Türkische Inflation fällt auf 44,4 Prozent
Türkische Inflation fällt auf 44,4 Prozent
Niedrigster Wert seit eineinhalb Jahren – Debatte über Zinssenkungen
mpi Frankfurt
Die Inflationsrate sinkt in der Türkei etwas stärker als erwartet, was die Debatte über weitere Zinssenkungen befeuert. Wie das nationale Statistikamt am Freitag in Ankara mitteilte, lag die Inflation im Dezember bei 44,4%. Von Bloomberg befragte Ökonomen hatten im Median lediglich mit einem Rückgang auf 45,2% gerechnet. Im November hatte es noch einen Anstieg um 47,1% gegeben.
Die Inflation in der Türkei gehört zu den höchsten weltweit, lässt aber seit über einem halben Jahr kontinuierlich nach. Im Oktober 2022 hatte die Teuerung mit 85,5% ihren Höhepunkt erreicht. Nicht wenige Ökonomen vertreten die Ansicht, dass die Inflation sogar noch höher war als offiziell angegeben. Für die Inflationswelle wesentlich verantwortlich war Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er verordnete der Notenbank trotz hoher Inflation eine lockere Geldpolitik mit dem Ziel, die Konjunktur zu stärken.
Inzwischen ist Erdogan jedoch von dieser Position zumindest vorerst abgerückt und lässt der Notenbank weitgehend freie Hand. Ende Dezember meldete er sich jedoch seit längerer Zeit mal wieder zu Wort zum Thema Geldpolitik. Er sagte, dass der Leitzins 2025 „definitiv“ sinken werde.
Folgen weitere Zinssenkungen?
Am 26. Dezember hatte die türkische Notenbank die erste Zinssenkung seit fast zwei Jahren beschlossen. Der Leitzins liegt nun bei 47,5%, nach zuvor 50%. Gleichzeitig hatten die Währungshüter jedoch signalisiert, dass weitere Lockerungen fraglich sind. Nichtsdestotrotz erwarten viele Ökonomen, dass die Zentralbank in den kommenden Monaten weitere Zinssenkungen um jeweils 250 beschließen wird – erst recht nach den jüngsten Äußerungen Erdogans. Der nächste Zinsentscheid in der Türkei steht am 23. Januar an.
„Der zugrunde liegende Inflationstrend könnte in den kommenden Monaten einen vorübergehenden Anstieg aufweisen, obwohl die Regierung maßvolle Anpassungen des Mindestlohns und der Sonderverbrauchssteuer auf Kraftstoffe vorgenommen hat, die den derzeitigen Disinflationstrend unterstützen“, sagt Muhammet Mercan, Chefökonom für die Türkei der ING. „Die Disinflation wird sich jedoch in diesem Jahr wahrscheinlich fortsetzen.“ Er rechnet damit, dass die Inflation zum Jahresende unter 30% betragen wird.