Währungskrise

Türkische Inflation sinkt – Preisdruck nach wie vor hoch

Auf Jahressicht steigen die Verbraucherpreise in der Türkei nicht mehr ganz so dramatisch. Doch etliche Faktoren sprechen gegen einen nachlassenden Preisdruck.

Türkische Inflation sinkt – Preisdruck nach wie vor hoch

rec Frankfurt

In der Türkei ist die Inflation offiziellen Angaben zufolge im Dezember erwartungsgemäß deutlich gesunken, eine Entwarnung sehen Beobachter darin aber nicht. Die Teuerungsrate ist laut nationalem Statistikamt von um die 85% auf 64% gefallen. Allerdings handelt es sich hauptsächlich um einen statistischen Effekt, der vom Lira-Kollaps vor einem Jahr herrührt. Der allgemeine Preisdruck ist hingegen nach wie vor sehr hoch. Im Dezember 2021 war die Lira zu Dollar und Euro aufgrund von Zinssenkungen der türkischen Zentralbank regelrecht abgestürzt. Nach verbreiteter Auffassung ist die Inflation in der Türkei dadurch endgültig außer Kontrolle geraten. In der Zwischenzeit hat die Zentralbank den Leitzins noch weiter abgesenkt.

Durch die Währungskrise stiegen schlagartig die Preise für Importe, auf die die Türkei insbesondere im Energiesektor angewiesen ist. Dieser sogenannte Basiseffekt ist nun nach zwölf Monaten aus der Jahresinflationsrate gefallen. Gleichwohl bleiben die Preissteigerungen eklatant. So haben sich die Erzeugerpreise im Dezember auf Jahressicht in etwa verdoppelt. Das dürfte teils auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Ökonomen erwarten auf absehbare Zeit Inflationsraten im mittleren zweistelligen Bereich. Als kritisch gelten auch die starken Lohnerhöhungen: So hat die Regierung den Mindestlohn jüngst erneut stark angehoben. Zudem hat die Regierung ein umfangreiches Kreditprogramm für die breite Bevölkerung lanciert. Präsident Recep Tayyip Erdogan will vor den Wahlen mit günstigen Krediten die Wirtschaft ankurbeln. Allerdings dürfte das die Inflation absehbar anheizen. Durch den Lira-Verfall ist auch das Außenhandelsdefizit deutlich angeschwollen, obwohl die türkischen Exporteure Rekordumsätze verzeichneten.