Geldpolitik

Türkische Inflation steigt unaufhaltsam

Die außer Kontrolle geratene Teuerung in der Türkei veranlasst die Notenbank zu Selbstkritik. An ihrem viel kritisierten Kurs dürfte sie freilich festhalten und bald sogar nachlegen.

Türkische Inflation steigt unaufhaltsam

rec Frankfurt

Die ohnehin rasante Inflation in der Türkei hat nochmals an Tempo zugelegt. Nach offiziellen Angaben des Statistikamts waren die Verbraucherpreise im Oktober 85,5% höher als vor zwölf Monaten. Vor wenigen Tagen hatte sich die Notenbank selbstkritisch über die hohe Inflation geäußert. Dessen ungeachtet ist damit zu rechnen, dass sie den Leitzins auf Geheiß von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in drei Wochen in den einstelligen Bereich absenken wird.

Teile der Opposition und unabhängige Beobachter kritisieren die Zentralbank für ihre Weigerung, angesichts der außer Kontrolle geratenen Inflation den Leitzins anzuheben. Stattdessen ist sie im Oktober nach zwischenzeitlicher Pause dazu übergegangen, den Leitzins weiter zu drücken. Die Lira hat stark an Wert verloren. Wie hoch der Preisdruck in der Türkei infolgedessen ist, zeigt auch der Blick auf die Erzeugerpreise, die im Oktober auf Jahressicht um mehr als 150% gestiegen sind.

Vor wenigen Tagen hat die Zen­tralbank ihre Inflationsprognose zum wiederholten Male angehoben. Daraufhin sagte Notenbankchef Sahap Kavcioglu laut der Nachrichtenagentur Reuters: „Wir können uns nicht als sehr erfolgreich betrachten.“ Zu einem Kursschwenk dürfte die Selbstkritik allerdings kaum führen: In einem von Pessimismus ge­prägten Umfeld „glauben wir, dass die finanziellen Bedingungen unterstützend sein sollten“.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.