Geldpolitik

Türkische Notenbank hält vor Stichwahl die Füße still

Die türkische Zentralbank ist für ihren ungewöhnlichen geldpolitischen Kurs bekannt. Trotz extrem hoher Inflation lockerte sie immer wieder die Leitzinsen. Wie sie sich weiter verhält, dürfte vom Ergebnis der Präsidentschaftswahl am Sonntag abhängen.

Türkische Notenbank hält vor Stichwahl die Füße still

Türkische Notenbank hält vor Stichwahl
die Füße still

mpi Frankfurt

Die türkische Zentralbank hat den Leitzins kurz vor der Stichwahl um die Präsidentschaft des Landes am Sonntag nicht angetastet. Die Notenbank teilte am Donnerstag in Ankara mit, dass der Leitzins unverändert bei 8,5% bleibt. Die türkische Inflation gehört zu den höchsten der Welt. Im vergangenen Jahr erreichte sie nach offiziellen Angaben mit rund 85% ihren Höhepunkt. Im April lag sie immer noch bei 43,7%.

Die Zentralbank setzt trotz der hohen Inflation nicht auf einen Straffungskurs, sondern senkte den Leitzins seit dem vergangenen Jahr von 14% auf 8,5%, ehe sie seit Februar eine Zinspause einlegte. Beobachter führen den ungewöhnlichen Kurs auf die Ansichten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zurück. Dieser erklärte sich selbst als „Zinsfeind“ und befürwortet eine lockere Geldpolitik, um die schwächelnde Konjunktur seines Landes zu stimulieren.

Die Zentralbank gilt wie etliche Institutionen in der Türkei inzwischen nicht mehr als unabhängig, sondern steht unter dem Einfluss Erdogans. Um diese Abhängigkeiten zu ändern, hatte sich bei der Präsidentschaftswahl ein breites Bündnis mit dem Ziel eines Regierungswechsels geformt. Dessen Kandidat, der Sozialdemokrat Kemal Kilicdaroglu, holte im ersten Wahlgang 44,88% der Stimmen und damit 5 Prozentpunkte weniger als Erdogan. Eine Wiederwahl des Präsidenten in der Stichwahl gilt als wahrscheinlich.

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