jw Frankfurt – Die türkische Regierung will mit umfangreichen Steuersenkungen gegen die hohe Inflation im Land vorgehen. In mehreren Branchen wie der Autoindustrie sowie bei Haushaltsgeräten und Möbeln würden die Sätze reduziert, kündigte Finanzminister Berat Albayrak am Mittwoch an. Die Regierung werde auch weiterhin Schritte einleiten, um die Inflation einzudämmen. Das Schlimmste sei aber bereits überstanden. Die Teuerungsrate war im September auf 24,5 % geklettert – den höchsten Stand seit 15 Jahren.Die Märkte waren von der Ankündigung Albayraks nicht überzeugt. Die Lira verlor zum Dollar 2 % an Wert. Seit Jahresbeginn hat die türkische Währung im Vergleich zum Dollar 48 % ihres Werts eingebüßt. So werden in Dollar abgerechnete Importe teurer, was die Inflation weiter anheizt. Außerdem hat die scharfe Kritik von Staatschef Recep Tayyip Erdogan an den Märkten Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank aufkommen lassen. Die Zentralbank hatte im September im Kampf gegen die Inflation ihren Leitzins von 17,75 % auf 24 % angehoben. Ökonomen empfehlen im Kampf gegen die Inflation weitere Zinsanhebungen durch die türkische Notenbank. Das ist jedoch nicht im Sinne von Erdogan, der ein Gegner hoher Zinsen ist.Während Albayrak am Mittwoch versuchte, die Bevölkerung zu beruhigen, korrigierte die türkische Zentralbank ihre Inflationsprognose deutlich nach oben. Für das laufende Jahr gehen die Währungshüter nun von einer Teuerung von 23,5 % aus. Bislang hatten sie 13,4 % erwartet. Schlechte Aussichten für 2019Laut Notenbank deuten die jüngsten Konjunkturindikatoren für Oktober darauf hin, dass die Lebensmittelpreise weiter anziehen werden. Für 2019 rechnet die türkische Notenbank dann mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 15,2 % statt wie bisher erwartet um 9,3 %. Die Lira-Wächter hatten lange Zeit eine Teuerung von 5 % angestrebt. Sie erklärte außerdem, ihre Geldpolitik zu überarbeiten, sollte sich an den Inflationsaussichten etwas ändern.