Neue Belastungswelle aus den USA

Über Europa hängt Trumps Damoklesschwert der „reziproken Zölle“

Den Handelspartnern der USA droht nach den Autozöllen schon die nächste Belastungswelle. Ökonomen warnen Washington vor den Folgen des grundlegenden Vertrauensverlusts.

Über Europa hängt Trumps Damoklesschwert der „reziproken Zölle“

Trumps Damoklesschwert
der „reziproken Zölle“

Der Druck auf die US-Handelspartner wird weiter erhöht

lz Frankfurt

Nach den Autozöllen ist vor den reziproken Zöllen. Am 2. April, einen Tag bevor die erste Stufe der Autozölle in Kraft treten soll, will US-Präsident Donald Trump die von ihm „reziproke Zölle“ genannten Zusatzabgaben für weitere Importgüter bekanntgeben, um „unfaire“ nationale Maßnahmen bei den Belastungen auszugleichen. Dabei geht er weit über „Zölle“ und andere in der WTO als „nichttarifäre Handelsschranken“ bezeichneten Importhürden hinaus. Trump will insgesamt die Wirtschafts- und Regulierungspolitik des betreffenden Landes einbeziehen, samt Steuerpolitik (Mehrwertsteuer). Das soll beziffert und in einem „Zusatzzollsatz“ nominal ausgedrückt werden. Dieses Vorgehen geht weit über die Handelspolitik hinaus und greift tief in die Wirtschaftspolitik und die Verfasstheit der Staaten ein.

Was die Autozölle angeht, so versuchen Ökonomen aktuell den zu erwartenden Schaden für die Produzenten genauer als bisher zu beziffern. Nach Berechnungen von Deloitte könnten die deutschen Ausfuhren von Fahrzeugen und Autoteilen in die Vereinigten Staaten demnach um bis zu 29% sinken. Das würde einem Minus von 8,2 Mrd. Euro entsprechen, wie die deutsche Zentrale der internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Unternehmensberatung in München mitteilte.

Globaler Zollsatz steigt

Ökonomen der Allianz gehen die Abschätzung über den globalen Importzollsatz der USA an. Danach würden Trumps Autozölle diesen Satz um 1,2 Prozentpunkte erhöhen, was weltweit zu Exportverlusten von bis zu 74 Mrd. Dollar führen könnte. Reagieren die Handelspartner mit Gegenzöllen, steigt der Satz noch um einen weiteren Prozentpunkt. Beide Maßnahmen würden die globale Importzollrate der USA auf etwa 10% erhöhen. Kommen dann „reziproke Zölle“ noch hinzu, könnte das zu Verlusten von 150 Mrd. US-Dollar allein für Mexiko, Kanada, Vietnam und Indien führen, so die Experten.

Schwerer abschätzbar seien schon die langfristigen Folgen, die sich im zunehmenden Vertrauensverlust in die USA und den globalen Handel ergeben. Das beste Szenario wäre, dass ab der Einführung die wesentlichen Zollmaßnahmen auf dem Tisch lägen und die Unternehmen und Handelspartner sich darauf einstellen könnten, erklären die Experten der Commerzbank. Sollte es dann gelingen, die Eskalationsspirale aufzuhalten, könne ein zu starker Schlag für die Weltwirtschaft unter Umständen vermieden werden.

Berlin will verhandeln

Die Bundesregierung hofft unterdessen weiter, dass es am Ende doch noch eine Lösung im Streit um US-Zölle gegen Importautos geben kann. „Im Augenblick setzen wir noch darauf, in Gesprächen mit den Vereinigten Staaten noch mal auf Einigungen zu kommen, die einen Handelskrieg womöglich abwenden“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin. Zugleich betonte er aber auf die Frage nach möglichen EU-Sanktionen gegen US-Internet-Firmen: „Ich würde sagen, im Augenblick wird nichts vom Tisch genommen. Man guckt sich das alles an“.

Derweil meldet Bloomberg mit Berufung auf Insider, dass es keine Möglichkeit gäbe, die neuen Autozölle und die reziproken Zölle zu vermeiden. Dies sei EU-Beamten dieser Woche in Washington mitgeteilt wurden. In Konturen wurde jedoch ein mögliches Abkommen zur Reduktion der US-Abgaben erörtert.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.