Ungarische Zentralbank pausiert Zinssenkungen
Ungarn pausiert Zinssenkungen
dh Frankfurt
Die ungarische Zentralbank belässt den Leitzins bei 6,75%, wie die Währungshüter am Dienstag bekanntgaben. Diese Entscheidung markiert die erste Beibehaltung des Leitzinses seit über einem Jahr und folgt auf 15 aufeinanderfolgenden Zinssenkungen. Die Maßnahme entsprach den Erwartungen der meisten Ökonomen, die in einer Bloomberg-Umfrage befragt wurden.
Hohe Inflation und Forint-Schwäche
Der Beschluss folgt auf einen signifikanten Anstieg der Inflation im Juli, der die Prognosen der Zentralbank deutlich überstieg und die 4%-Inflationsgrenze überschritt. Zudem hatte sich der Forint seit der letzten Zinssenkung im vergangenen Monat gegenüber anderen europäischen Währungen verschlechtert.
Nach der Bekanntgabe der Zinspause konnte der Forint kurzfristig gegenüber dem Euro zulegen. Seit Jahresbeginn liegt er jedoch noch immer 2,5% im Minus gegenüber der Gemeinschaftswährung.
Die Zentralbank hat die Zinssenkungen in den letzten Monaten schrittweise verringert. Während die Reduzierungen zu Beginn des Zyklus noch bei einem vollen Prozentpunkt lagen, wurden sie in den letzten zwei Monaten auf 25 Basispunkte gesenkt. Im vergangenen Jahr hatte der Leitzins noch bei 18% gelegen.
Politische Streitigkeiten über Geldpolitik
Jüngst entbrannten in der ungarischen Regierung öffentliche Debatten über die künftige Geldpolitik. Wirtschaftsminister Marton Nagy übte zuletzt scharfe Kritik an den Zinspolitikern. Er warf ihnen vor, sich einseitig auf die Bekämpfung der Inflation zu konzentrieren und dabei das schwache Wirtschaftswachstum zu vernachlässigen. Im Gegensatz dazu bekräftigte Antal Rogan, Kabinettschef von Ministerpräsident Viktor Orban, erst letzte Woche seine Unterstützung für die Zentralbank und plädierte für eine behutsame und ausgewogene Geldpolitik.
Märkte blicken auf internationale Entwicklungen
Die Märkte warten nun gespannt auf die nächsten Schritte der Geldpolitiker. Eine mögliche Zinssenkung in den USA, die Fed-Chef Jerome Powell ab September in Aussicht gestellt hat, könnte nämlich auch Auswirkungen auf Ungarn haben und die ungarische Zentralbank dazu veranlassen, ihre Lockerungsmaßnahmen möglicherweise schon im nächsten Monat wieder aufzunehmen. Auch eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank könnte den Druck auf die ungarischen Notenbanker weiter erhöhen.