Ungarn bekämpft Währungskrise mit Notzins
BZ Frankfurt
Die ungarische Notenbank hat den Leitzins am Freitag außer der Reihe von 13% auf 17 bis 18% angehoben und den Zinskorridor bis auf 25% ausgeweitet. Damit reagiert die Notenbank auf die Entwicklung des Forint-Kurses: Die Landeswährung war im Oktober in eine gefährliche Abwärtsspirale geraten. Infolge der Notenbank-Entscheidung legte der Forint deutlich zu.
Barnabás Virág, Vizechef der Notenbank, kündigte am Freitag gleich mehrere neue Maßnahmen zur Stabilisierung des Geldmarktes an. Etwa wird die Notenbank den größten Teil der für die Begleichung von Energierechnungen benötigten Devisen direkt bereitstellen. Um den Ausverkauf der Landeswährung zu stoppen, führte das Land neue Zinsen ein, die einen erheblichen Aufschlag zum Leitzinsniveau bieten. Der neue Satz für Tageseinlagen liegt mit 18% fünf Prozentpunkte über dem Basiszins. Dabei hatte die Notenbank in Budapest vor nicht einmal einem Monat zunächst entschieden, ihre aggressive Straffung der Geldpolitik zu beenden.
Die Entwicklung der Landeswährung habe „den Einsatz gezielter, zeitlich begrenzter Instrumente“ erfordert, hieß es in der Erklärung der Notenbank. „Eine Intervention war nötig“, sagte Virág laut Bloomberg. Nach der Ankündigung der Notenbank gewann der Forint zum Euro 3% an Wert. Seit dem Jahreswechsel hat die ungarische Währung damit etwas weniger als 12% verloren. Angesichts steigenden Fremdwährungsbedarfs zur Finanzierung von Erdgasimporten hatten Forint-Leerverkäufe die Landeswährung am Donnerstag auf ein Rekordtief zum Euro gedrückt.
Der Schritt bedeutet eine Rückkehr zu einer konventionelleren Geldpolitik, nachdem die Währungshüter erst im vergangenen Monat ein Ende der Zinserhöhungen verkündet hatten. Das Vorgehen schreckte die Anleger auf, da die Mitteilung mit einem sprunghaften Anstieg der Inflationsrate auf über 20% zusammenfiel und für den Rest des Jahres eine weitere Preisbeschleunigung erwartet wird. Die ungarische Zentralbank strebt eine Inflationsrate von 3% an.