Ungarns Zentralbank hat ihren Kurs der geldpolitischen Straffung verschärft. Zum einen erhöhten die Währungshüter den Leitzins zum dritten Mal hintereinander. Er steht nach einem Aufwärtsschritt um die erwarteten 30 Basispunkte nun bei 1,5% und somit so hoch wie nirgendwo sonst in der Europäischen Union. Zum anderen verkündete die Zentralbank, ihr Anleihekaufprogramm zurückfahren zu wollen. Mit ihren Beschlüssen gaben die Notenbanker der Landeswährung Forint Auftrieb.

In Europa geht damit einmal mehr aus Osteuropa das Signal für eine geldpolitische Normalisierung nach der Coronakrise aus. Tschechiens Notenbank hat bislang zweimal den Leitzins erhöht und weitere Schritte in Aussicht gestellt. Mehr Zeit lassen sich die Notenbanken in Polen und Rumänien. Das Vorgehen der ungarischen Währungshüter ist eine Reaktion auf steigende Inflationsraten. Sie dürften nach Angaben der Notenbank im November 5% übersteigen. Ungarns Zentralbank strebt 3% an. Sie hat betont, an der geldpolitischen Straffung festhalten zu wollen, bis sich die Inflation dem Zielwert nähert. Führende Notenbanken, allen voran die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed, betonen hingegen bislang, trotz vorübergehend höherer Inflationsraten bis auf weiteres an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten zu wollen.

Zusätzlich zu Zinserhöhungen beginnt Ungarns Notenbank nun mit einem Abschmelzen der Anleihekäufe. Das sogenannte Tapering solle schrittweise erfolgen, hieß es. In einem ersten Schritt wollen die Währungshüter künftig statt der bisherigen 60 Mrd. Forint pro Woche Anleihen für 50 Mrd. Forint erwerben, das sind umgerechnet etwa 170 Mill. Euro.