Ungemütlich teuer
Die ungnädige Konstellation von himmelhohen Rohstoffpreisen und zum Teil coronabedingten Lieferkettenstörungen lassen Chinas Erzeugerpreise munter davongaloppieren. Im Oktober ist der Produzentenpreisindex von 10,7 auf 13,5% in die Höhe geschossen und markiert damit den höchsten Stand seit 1995. Damals dürfte das im internationalen Rund niemanden groß gejuckt haben. Schließlich war China in den neunziger Jahren noch ein wirtschaftlicher Zwerg mit geringfügiger globaler Vernetzung. Heute stellt sich das freilich ein wenig anders dar.
Wenn in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft zweistellige Preissteigerungsraten aufpoppen, muss man sich mit der Frage beschäftigen, ob das auch globale Konsequenzen hat. Die globale Nachfrage nach chinesischen Konsumgütern ist über die gesamte Pandemiezeit hinweg nie wirklich eingebrochen und hat in diesem Jahr besonders kräftig zugelegt. Entsprechend zeigt sich der Exportweltmeister China an der Außenhandelsfront bestens aufgestellt und glänzt bei der Warenausfuhr mit Wachstumsraten jenseits von 20%.
Zweifelsohne müssen sich Chinas größte Handelspartnerblöcke, nämlich die USA und die EU, Sorgen über eine von China ausgehende importierte Inflation machen, die sich zum hausgemachten Verbraucherpreisschub der letzten Monate hinzuaddiert. Der westliche Verbraucher dürfte das in wenigen Wochen bereits zu spüren bekommen, wenn er sich mit Weihnachtsschmuck neu eindeckt und reichlich Kinderspielzeug, elektronische Gadgets und Textilwaren unter den Christbaum legt.
In China wiederum hat man zwar mit Weihnachten nicht viel am Hut, schielt aber bereits auf Ende Januar, wenn das chinesische Neujahrsfest den Konsumhöhepunkt im Kalender abgibt. Zuletzt im Oktober ist Chinas Konsumpreisindex unter anderem wegen der beginnenden Fortpflanzung der Erzeugerpreishausse auf die Verbraucherseite von 0,7% auf 1,5% in die Höhe geschnellt. Das ist zwar immer noch ein moderates Niveau. Doch dürfte in den kommenden drei Monaten die Reise nach oben weitergehen, zumal der beginnende Winter angesichts immer höherer Energiepreise ungemütlich teuer zu werden droht. Aller Voraussicht nach wird Chinas Wirtschaft in den kommenden Monaten weiter abkühlen, so dass sich die Frage nach geldpolitischem Stimulierungsbedarf neu stellt. Sollte der forsche Preistrend bis dahin anhalten, wird auch die Zentralbank nur noch einen ungemütlich engen Lockerungsspielraum vorfinden.