US-Arbeits- und -Häusermarkt zeigen sich robust

Argumente für Kurswechsel der Fed - Weniger Arbeitslosenhilfeanträge - Immobilienverkäufe ziehen an

US-Arbeits- und -Häusermarkt zeigen sich robust

Von Sebastian Schmid, New YorkAm Tag, nachdem Fed-Chairman Ben Bernanke eine mögliche Schrumpfung des milliardenschweren Anleihekaufprogramms angedeutet hatte, haben gute US-Konjunkturdaten die vom Markt gefürchtete Option wohl noch wahrscheinlicher gemacht. Die Anträge auf Arbeitslosenhilfe sind in der vergangenen Woche um 23000 auf 340000 gefallen, wie das amerikanischen Arbeitsministerium mitteilte. Von Thomson Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt einen Rückgang auf 348000 erwartet. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten durchschnittlich 345000 auf dem Tippzettel stehen.Eine sinkende Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die üblicherweise die landesweiten Entlassungen einer Woche spiegeln, deutet auf einen sich erholenden Arbeitsmarkt. Die ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten fortgesetzten Anträge auf Arbeitslosenhilfe, die unerwartet unter 3 Millionen gefallen sind, gelten hingegen als weniger aussagekräftig – auch weil die Arbeitslosenunterstützung in den USA zeitlich begrenzt ist. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen sinkt daher nicht nur, wenn diese einen Job finden, sondern auch, wenn sie aus dem Anspruchszeitraum herausfallen in die unterstützungsfreie Arbeitslosigkeit. In diese fällt das Gros der Arbeitslosen. Die Zahl der unterstützten Arbeitslosen liegt nur bei 2,3% der Gesamtzahl der arbeitenden Bevölkerung.US-Notenbankchef Ben Bernanke hatte am Mittwoch noch erklärt, der Arbeitsmarkt bleibe trotz einiger Verbesserungen “insgesamt schwach”. Eine zu rasche Beendigung der lockeren Geldpolitik könne Wachstum und Erholung wieder abwürgen. Allerdings sei es möglich, dass die Federal Reserve Bank ihre monatlichen Asset-Käufe über 85 Mrd. Dollar im Rahmen des Programms “Quantitative Easing 3” (QE3) in den kommenden Monaten zurückfahre. Eine Aussage, die an den Märkten für Kursstürze sorgte. “Selbst wenn wir einen Schritt in diese Richtung machen, würde dies nicht bedeuten, dass wir auf eine komplette Beendigung der Anleihekäufe abzielen”, versuchte Bernanke einer Panik im Falle eines solchen Beschlusses vorzubeugen. Verbrauchervertrauen steigtNeben den Arbeitsmarktdaten deuten auch andere Konjunkturindikatoren auf eine robuste Entwicklung der US-Wirtschaft hin. Das von Bloomberg gemessene Verbrauchervertrauen kletterte von – 30,2 auf – 29,4 und notiert damit nahe eines Fünfjahreshochs. Neben der verbesserten Lage am Arbeitsmarkt sorgten auch die steigenden Aktienkurse der vergangenen Monate und eine Erholung am Immobilienmarkt für wachsende Zuversicht der Konsumenten. Im April haben Hausentwickler mit 454000 neuen Häusern aufs Jahr hochgerechnet 2,3% mehr verkauft als im Vormonat. Marktbeobachter waren eigentlich von einem Rückgang des Geschäfts ausgegangen.Der Durchschnittspreis für ein neues Einfamilienhaus zog dabei um 14,9% auf 271600 Dollar an – den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Januar 1963. Allein im April wurden 156000 neue Häuser in den Markt gegeben. Bei der aktuellen Verkaufsgeschwindigkeit dürften diese innerhalb von vier Monaten verkauft sein. Das ist laut Bloomberg deutlich schneller als die typische Zeitspanne von sechs Monaten. Auch die Verkaufsaktivität bei alten Häusern war zuletzt auf das höchste Niveau seit 2009 gestiegen. Allerdings laufen die Häuserverkäufe im Land nicht überall gleich gut. Im Nordosten ist der Absatz neuer Häuser sogar um 17% eingebrochen.