US-Arbeitslosigkeit immer niedriger

Tiefster Stand seit 1969 - Neuaufträge und Handelsdefizit signalisieren aber langsameres Wachstum

US-Arbeitslosigkeit immer niedriger

Die Arbeitslosenquote in den USA hat im September den tiefsten Stand seit einem halben Jahrhundert erreicht. Gleichwohl deuten die geringe Zahl von Neueinstellungen, die Schwäche in der Industrie und das hohe Handelsbilanzdefizit darauf hin, dass die Wirtschaft sich abzuschwächen scheint.det Washington – Nach Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums entstanden im September außerhalb des Agrarsektors nur 136 000 neue Stellen. Erwartet hatten befragte Bankvolkswirte eine Zunahme um etwa 145 000. Die Arbeitslosenquote gab allerdings um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5 % nach. So tief war die Erwerbslosenquote zuletzt im Dezember 1969.Während die insgesamt enttäuschenden Neueinstellungen frische Ängste vor einer konjunkturellen Abschwächung weckten, enthält der Arbeitsmarktbericht auch einige Lichtblicke, die Rezessionsängste reduzieren könnten. Zum einen wurden die neu geschaffenen Arbeitsplätze für August um 38 000 auf 168 000 nach oben korrigiert. Auch im Juli stellten Arbeitgeber mehr Mitarbeiter ein als zuvor angenommen.Die Zahl der Erwerbslosen fiel vergangenen Monat um 275 000 auf 5,8 Millionen. Bestätigt wurde auch die zentrale Aussage des zuvor veröffentlichten Berichts des Arbeitsmarktdienstleisters Automatic Data Processing (ADP), wonach die neuen Jobs im Privatsektor fast ausschließlich auf Dienstleister entfallen. Laut BLS wurden nämlich im Gesundheitswesen 39 000 neue Arbeitsplätze geschaffen und bei Fachdienstleistern 34 000. Positive Beiträge kamen auch vom Staat und aus der Transportwirtschaft. Schwacher Einzelhandel Auffallend war die Schwäche im Einzelhandel, der weiter unter der Dominanz des Branchengiganten Amazon zu leiden scheint. Im Einzelhandel wurden laut Arbeitsministerium 11 000 Stellen gestrichen. Relativiert wird das Rekordtief bei der Erwerbslosenquote auch durch das niedrige Durchschnittsniveau der Neueinstellungen. Diese erreichten von Januar bis September nur einen Monatsschnitt von 161 000. In der Vergleichsperiode 2018 waren jeden Monat 223 000 neue Stellen geschaffen worden.Die Währungshüter werden ihr Augenmerk aber auch auf die Lohnentwicklung richten. So blieben die Stundenlöhne gegenüber August praktisch unverändert und stiegen im Jahresvergleich um 2,9 %. Das ist der niedrigste jährliche Anstieg seit Juli 2018. Gleichwohl liegt die Steigerungsrate deutlich über dem Inflationsziel von 2 %, dem allerdings der PCE Preisindex zugrunde liegt. Erwartet wird bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der Fed, die am 29. und 30. Oktober stattfinden wird, dass die Währungshüter die dritte Zinssenkung im laufenden Jahr beschließen werden. Wie aus dem Fed Watch Tool der Options- und Terminbörse CME Group hervorgeht, haftet einer weiteren monetären Lockerung um 25 Basispunkte eine Wahrscheinlichkeit von etwas über 75 % an.Neben dem weiterhin geringen Preisdruck – so lag der PCE Preisindex im August den vierten Monat in Folge bei 1,4 % und die Kernrate bei 1,8 % – könnten andere Indikatoren Zeichen wirtschaftlicher Schwäche sein. So war der Sammelindex des Institute for Supply Management (ISM) im September auf den tiefsten Stand seit 2009 gefallen. Am Donnerstag meldete dann das Handelsministerium, dass im August die Auftragseingänge in der Industrie um 0,1 % gesunken sind. Investitionsschwäche Prognostiziert hatten Ökonomen einen noch stärkeren Rückgang. Bestellungen für langlebige Güter legten zwar um 0,2 % zu. Aber die Kernrate wurde nach unten revidiert und bestätigt jene in den Reihen der Fed, denen die Dauerschwäche bei Unternehmensinvestitionen Sorgen bereitet. Hinzu kommt, dass die Bestellungen für Konsumgüter mit einem Minus von 0,3 % enttäuschten.Nachdenklich stimmt Ökonomen mit Blick auf die Konjunkturaussichten auch die andauernde Schräglage im Außenhandel. So stieg der Fehlbetrag im Handel mit Waren und Dienstleistungen im August um 1,6 % auf 54,9 Mrd. Dollar. Einfuhren legten deutlich stärker zu als die Exporte. Von Januar bis August 2019 lag das Defizit um 7,1 % über dem Stand der ersten acht Monate des Vorjahres.