US-Arbeitsmarkt holt Luft

Im September weniger Neueinstellungen als erwartet - Fed-Mitglied für Leitzinsplus von 25 Basispunkten

US-Arbeitsmarkt holt Luft

In der US-Wirtschaft sind im September weniger neue Arbeitsplätze geschaffen worden als erwartet. Die Arbeitslosenquote stieg von 4,9 auf 5,0 %. Experten glauben, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung in diesem Jahr eher gesunken sein dürfte.det Washington – Angesichts eines schwächer als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktberichts für September könnte die US-Notenbank nach Expertenschätzungen bis 2017 warten, ehe sie wieder an der Zinsschraube dreht. Im abgelaufenen Monat legte die Arbeitslosenquote leicht zu. Entscheidender ist laut Analysten aber die unter den Prognosen liegende Zahl von Neueinstellungen. Ohne Berücksichtigung des Agrarsektors wurden nach Angaben des US-Arbeitsministeriums 156 000 neue Jobs geschaffen. Bankvolkswirte hatten durchschnittlich einen Wert um 170 000 erwartet.Die Neueinstellungen entfielen fast ausschließlich auf den Dienstleistungssektor. Fachdienstleister stellten 67 000 neue Mitarbeiter ein, während im Gesundheitswesen 33 000 Arbeitsplätze entstanden, im gastronomischen Gewerbe 30 000 und im Einzelhandel 22 000 Stellen. Im Bergbau, der Bauindustrie und dem produzierenden Gewerbe waren die Werte gegenüber dem Vormonat erneut kaum verändert.Positiv hoben Analysten den Anstieg der Beteiligungsquote hervor. Laut Arbeitsministerium kletterte die Partizipationsrate von 62,8 auf 62,9 %. Sie erreichte damit den höchsten Stand seit März und war der Hauptgrund für den geringfügigen Anstieg der Beschäftigungslosenquote. Auch wird auf den robusten Dreimonatsschnitt von 192 000 Neueinstellungen hingewiesen. Nach Ansicht von Michael Gapen, Ökonom bei Barclays, “gibt es nach wie vor sehr viele Menschen im erwerbsfähigen Alter, die einen Job suchen, und Arbeitgeber könnten mit hohem Tempo weiter anheuern”. Folglich sei zu erwarten, dass die Fed eher zu einem Verzicht auf monetäre Straffungen neigen wird, anstatt mit Zinserhöhungen potenzielle Neueinstellungen abzuwürgen. Andere Volkswirte weisen darauf hin, dass das Offenmarktkomitee (FOMC) der Fed in der Abschlusserklärung der September-Sitzung betonte, dass man weitere Besserungen am Arbeitsmarkt sehen will, ehe wieder an der Zinsschraube gedreht wird, der neue Bericht diesen Trend aber nicht bestätigt.Ein deutlich positiveres Bild zeichnet Loretta Mester, Präsidentin der Federal Reserve Bank von Cleveland und stimmberechtigtes FOMC-Mitglied. “Der Arbeitsmarkt ist solide, wir haben nach meinem Dafürhalten Vollbeschäftigung erreicht.” Insbesondere wies sie auf die positive Lohnentwicklung hin. Die Löhne stiegen im September laut Arbeitsministerium um 0,2 % und im Jahresvergleich um 2,6 %. “Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, den Leitzins um 25 Basispunkte anzuheben.” Mester hatte bereits bei der letzten FOMC-Sitzung für eine Zinserhöhung plädiert. Optimistisch schätzt auch Jason Furman, Chefökonom von US-Präsident Barack Obama, die Lage ein. “Wir beobachten seit 2012 Lohnwachstum, das es zuletzt in den achtziger Jahren gab.” Für eine angenehme Überraschung habe auch der Anstieg der Beteiligungsquote gesorgt: “Ich hätte angesichts der demografischen Änderungen eher das Gegenteil erwartet.”—– Wertberichtigt Seite 8