US-Konjunktur

US-Arbeitsmarkt nimmt Fahrt auf

Die Erholung am US-Arbeitsmarkt hat wieder an Fahrt gewonnen. Im Oktober fielen sowohl das Stellenwachstum als auch die Arbeitslosenquote besser als erwartet aus. Zunehmender Lohndruck könnte aber ein weiteres Signal für andauernd hohe Inflation sein.

US-Arbeitsmarkt nimmt Fahrt auf

det Washington

Die Erholung am US-Arbeitsmarkt hat im Oktober weiter an Dynamik gewonnen. Mit einem Plus von 531000 neuen Jobs übertraf das Stellenwachstum außerhalb des Agrarsektors die Erwartungen befragter Bankvolkswirte. Für eine angenehme Überraschung sorgte auch die Erwerbslosenquote, die von 4,8% im September auf 4,6% sank. Indes unterstreicht der weiterhin starke Lohndruck, dass die Inflationsrate auch in den kommenden Monaten auf hohem Niveau verharren dürfte.

Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums be­richtete, hat sich der Beschäftigungsaufbau im Oktober deutlich be­schleunigt. Erwartet hatten Ökonomen einen Anstieg von nur etwa 450000 Jobs. Auch war die Lage in den beiden vorangegangenen Monaten stabiler als zunächst angenommen. So wurden im August und September zusammen 235000 mehr Arbeitsplätze geschaffen als in der ersten Schätzung zunächst angenommen.

Kräftige Erholung

Die Zahlen unterstreichen, dass sich der Arbeitsmarkt seit dem Ausbruch der Coronakrise kräftig erholt hat. So ist die Gesamtbeschäftigung seit April vergangenen Jahres, als ein Tiefpunkt erreicht wurde, um 18,2 Millionen Erwerbstätige gestiegen. Gleichwohl liegt die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter, die einen Job haben, um 4,2 Millionen unter dem Vorkrisenniveau. Immerhin liegt die Arbeitslosenquote nun auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2020, ist aber mit 4,6% noch deutlich vom Vorkrisenniveau entfernt. Die im Februar vergangenen Jahres erreichte Quote von 3,5% ist deswegen eine wichtige Richtungsvorgabe für den weiteren Kurs der Geldpolitik. Die Fed strebt diese Quote an. US-Notenbankchef Jerome Powell sieht dann das Ziel der Vollbeschäftigung erreicht.

Angeführt wurde das Stellenwachstum vom Gast- und Freizeit­gewerbe, wo 164000 neue Stellen geschaffen wurden. Deutliche Zu­nahmen wurden auch bei Fachdienstleistern und in der Industrie gemessen. Auffallend war vor allem die Erholung in der Autoindustrie. Mehr Stellen entstanden auch in der Transportwirtschaft, der Bauindus­trie, dem Gesundheitswesen und im Einzelhandel. Zu Stellenstreichungen kam es hingegen im öffentlichen Dienst. Werden diese ausgeklammert, dann betrug die Zahl der neuen Arbeitsplätze sogar 604000.

Arbeitskräftemangel belastet

Analysten begrüßten einerseits den kräftigen Aufschwung, wiesen aber auch auf die Schattenseiten hin. „Das Stellenwachstum zeigt, wie robust der Aufschwung sein kann, wenn die Wirtschaft nicht vom Virus gebremst wird“, sagte Nick Bunker, Direktor der wirtschaftlichen Forschungsabteilung beim Online-Ar­beitsvermittlungsunternehmen In­deed. Michael Pearce, leitender Ökonom bei Capital Economics, betonte, dass das solide Wachstum illustriere, wie stark die Nachfrage nach Arbeitskräften ist. Nachdenklich stimmt hingegen die anhaltende Arbeitskräfteknappheit. So blieb die Partizipationsrate mit 61,6% gegenüber September unverändert. Diese bewegt sich seit Juni vergangenen Jahres zwischen 61,4 und 61,7%, befindet sich also auf einem relativ niedrigen Niveau. Das wiederum hat Folgen für die Verfügbarkeit von Arbeitskräften. „Das Angebot an neuen Arbeitskräften hält nicht einmal mit dem Bevölkerungswachstum Schritt“, stellt Pearce fest.

Sowohl Powell als auch US-Finanzministerin Janet Yellen hatten die Auffassung vertreten, dass das Fehlen von bezahlter Kinderpflege viele Eltern davon abhalte, sich auf Stellensuche zu begeben. Beide plädieren daher dafür, dass dies Be­standteil des neuen Haushaltsgesetzes wird, über das der Kongress demnächst abstimmen könnte.

Der Mangel an Stellenbewerbern wiederum schlägt auf die Löhne durch, die laut BLS im Oktober um 0,4% und im Vorjahresvergleich um 4,9% stiegen (siehe Grafik). Zwar ist der PCE-Preisindex, der im September den stärksten Anstieg seit 30 Jahren aufwies, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed. Gleichwohl sehen einige der Währungshüter in dem anhaltend hohen Lohndruck ein weiteres Zeichen dafür, dass die hohe Inflation auch noch im kommenden Jahr andauern wird.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.