US-Konjunktur

US-Arbeitsmarktzahlen bringen Fed in Konflikt

Vom US-Arbeitsmarkt gehen gemischte Signale aus: Im Juni übertrafen die Neueinstellungen die Markterwartungen. Zugleich stieg die Arbeitslosenquote den dritten Monat in Folge.

US-Arbeitsmarktzahlen bringen Fed in Konflikt

US-Jobzahlen bringen Fed in Konflikt

Mehr Stellen geschaffen als erwartet − Arbeitslosenquote steigt dennoch

det Washington

Der US-Jobmarkt hat im Juni wieder mit solidem Tempo zugelegt, könnte angesichts der steigenden Arbeitslosenquote aber die Notenbank in einen potenziellen Interessenkonflikt bringen. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums meldete, kam es ohne Berücksichtigung der Landwirtschaft zu 206.000 Neueinstellungen. Bankvolkswirte hatten ein Plus von etwa 190.000 erwartet.

Als wichtigste Stützen des Arbeitsmarkts erwiesen sich der öffentliche Dienst und das Gesundheitswesen mit jeweils 70.000 und 49.000 Stellen. Positive Beiträge leisteten auch der Sozialbereich und die Bauwirtschaft. Leichte Rückgänge stellte das BLS hingegen im verarbeitenden Gewerbe, dem Einzelhandel und bei Fachdienstleistern fest. 

Mehr Jobsuchende

Trotz des insgesamt robusten Stellenwachstums führte die höhere Partizipationsrate dazu, dass die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 4,1% stieg. Die Quote zog damit den dritten Monat in Folge an und liegt nun um 0,7 Prozentpunkte über dem Wert vom April vergangenen Jahres. Diese Entwicklung ist aus der Sicht der Fed von Relevanz, weil einige Notenbanker zuletzt vor der Gefahr einer konjunkturellen Abschwächung gewarnt hatten.

Wie das Protokoll der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) zeigt, sehen die meisten Mitglieder die Inflationsbekämpfung weiter als vorrangiges Ziel an. Dennoch vertraten einige die Ansicht, dass die Notenbank bereit sein müsse, mit einer Lockerung der geldpolitischen Zügel rasch auf einen möglichen Einbruch zu reagieren.

Geringerer Kostendruck

Unterdessen wird die Fed mit Genugtuung darauf reagieren, dass der Lohndruck weiter nachließ. So zogen die durchschnittlichen Stundenlöhne um 3,9% an. Im Mai war ein Anstieg um 4,1% gemessen worden. Das Fed Watch Tool der CME Group unterstellt nun mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 70% eine Zinssenkung im September.

Ökonomen gaben durchwachsene Bewertungen der Lage ab. Experten wiesen neben der steigenden Arbeitslosenquote darauf hin, dass sich das Stellenwachstum deutlich verlangsamt hat. Schließlich revidierte das BLS die Neueinstellungen für Mai um 54.000 und die Zahl vom April um 57.000 nach unten. Wie Erik Norland, Chefvolkswirt bei der CME Group, betont, „deuten aber nicht alle Aspekte des Berichts auf Schwäche hin“. Schließlich stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne auf Jahressicht um etwa 1 Prozentpunkt stärker als vor der Pandemie.

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