US-Aufschwung verstärkt Inflationssorgen
det Washington
Der Konjunkturaufschwung in den USA setzt sich mit solidem Tempo fort und hat an mehreren Indikatoren gemessen den Inflationsdruck deutlich verstärkt. Laut Arbeitsministerium verteuerten sich Importgüter im Juni um 1,0% und im Vorjahresvergleich um 11,2%. Zu dem Preisanstieg trugen vor allem Energieimporte bei. Auch ohne Berücksichtigung von Energieprodukten legten die Einfuhrpreise gegenüber Juni 2020 um 6,5% zu, womit die höchste Jahresrate seit 2008 gemessen wurde. Zuvor hatte das Ministerium sowohl bei Verbraucher- als auch Erzeugerpreisen einen kräftigen Anstieg gemeldet.
Gleichwohl bekräftigte US-Notenbankchef Jerome Powell seine Einschätzung, dass sich die höhere Inflation auf Angebotsengpässe infolge der raschen Öffnung der Wirtschaft zurückführen lässt und daher vorübergehen werde. Eine Straffung der Geldpolitik komme jedenfalls erst in Frage, wenn bedeutende Fortschritte bei der Erholung am Arbeitsmarkt erzielt werden, wiederholte der Notenbankchef am Donnerstag vor dem Bankenausschuss des US-Senats. Dort nahm Powell zu dem halbjährlichen geldpolitischen Bericht der Fed Stellung. Auch sagte er, dass die Notenbank eine Drosselung der Anleihekäufe von monatlich 120 Mrd. Dollar mit entsprechendem Vorlauf signalisieren werde. Von dem Punkt, an dem die Fed mit dem sogenannten Tapering beginnen würde, „sind wir aber noch weit entfernt“, betonte Powell bei seinem Auftritt im Senat.
Als ermutigend werten Experten mit Blick auf den Arbeitsmarkt den Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosengeld. Diese fielen vergangene Woche um 26000 auf 360000 und erreichten somit den tiefsten Stand seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie.
Industrie weiter im Aufwind
Indes wird die fortdauernde wirtschaftliche Erholung von den jüngsten Daten sowohl der Notenbank als auch des Fed-Ablegers in New York unterstrichen. So stieg laut Federal Reserve die Industrieproduktion im Juni um 0,4%. Versorgungsunternehmen steigerten als Folge der Hitzewelle ihren Output. Das verarbeitende Gewerbe verzeichnete hingegen einen leichten Rückgang um 0,1%. Ohne Berücksichtigung der Autoindustrie, deren Fertigung unter der Halbleiterknappheit litt und im Vorjahresvergleich um 22,5% nachgab, legte die Produktion im verarbeitenden Gewerbe um 0,4% und im zweiten Quartal um annualisiert 5,5% zu.
Signale für eine robuste Erholung lieferte der Empire State Index für das verarbeitende Gewerbe, welche die Federal Reserve Bank von New York veröffentlicht. So schoss der Sammelindex für die Region im Juli um fast 26 Zähler auf 43 Punkte hoch. Erwartet hatten Ökonomen einen Anstieg von 17,4 auf knapp über 18 Punkte. Die Arbeitsmarktkomponente legte kräftig zu. Auch wurden deutlich längere Lieferzeiten und eine Zunahme der Lagerbestände gemessen. Der Bericht hebt insbesondere den starken Anstieg der Inputpreise hervor, die ebenfalls ein Vorbote weiter steigender Inflation sein könnten.