US-Firmen stellen wieder ein

Trendwende am Arbeitsmarkt hat laut ADP bereits im Mai eingesetzt - Dienstleister im Fokus

US-Firmen stellen wieder ein

det Washington – Am US-Arbeitsmarkt hat nach den dramatischen Stellenverlusten im Zuge der Coronakrise eine Trendwende eingesetzt – und das bereits früher als bislang gedacht. Laut Automatic Data Processing (ADP), einem der führenden Arbeitsmarktdienstleister, haben US-Firmen im Mai und Juni insgesamt 5,4 Millionen Stellen geschaffen.Im Juni entstanden im Privatsektor 2,37 Millionen neue Jobs. Erwartet hatten Bankvolkswirte etwas mehr Neueinstellungen und ein Plus von 2,5 Millionen vorausgesagt. Nicht berücksichtigt ist in der Statistik die Beschäftigung im Agrarsektor. Hinzu kam eine bemerkenswerte Revision für Mai: Anstelle der 2,76 Millionen Stellenverluste, die ADP ursprünglich gemeldet hatte, hätten Firmen tatsächlich 3,07 Millionen Arbeitsplätze geschaffen.Nutznießer waren im Juni insbesondere Beschäftigte im Gastgewerbe, wo 961 000 Jobs hinzukamen. 80 % der neuen Stellen entstanden in der Dienstleistungsbranche. Von der Trendwende profitierten neben dem Gastgewerbe auch der Handel, die Transportwirtschaft, der Bildungssektor und das Gesundheitswesen. Fast 1,5 Millionen der Jobs entfielen auf Klein- und Mittelbetriebe mit weniger als 500 Mitarbeitern. Diese waren im Rahmen des “Paycheck Protection Program” (PPP) die designierten Empfänger staatlicher Kredite. Die PPP-Darlehen müssen nicht zurückgezahlt werden, wenn die Firmen auf Entlassungen verzichten und mindestens drei Viertel der Kreditsumme für Löhne sowie Gehälter ausgegeben werden. Vorsichtiger OptimismusAnalysten sind trotz der Zahlen für die letzten zwei Monate vorsichtig in ihrer Bewertung der weiteren Aussichten. Zu erwarten ist nach Ansicht von Rubeela Farooqi, Chefvolkswirtin bei High Frequency Economics, “dass die Juni-Arbeitslosenquote hoch bleiben und der erneute Anstieg der Coronavirus-Infektionen ein weiteres Mal die Wirtschaftstätigkeit und somit Arbeitsplätze bedrohen wird”.Positiver schätzt ADP-Ökonomin Ahu Yildirmaz die Lage ein: “Während sich die Konjunktur langsam zu erholen beginnt, sehen wir einen bedeutenden Aufschwung in jenen Branchen, die nach dem Ausbruch der Pandemie die größten Verluste erlitten hatten.” Der Juni-Arbeitsmarktbericht der Regierung wird angesichts des bevorstehenden Feiertagswochenendes in den USA bereits heute veröffentlicht. Erwartet werden etwa 3 Millionen Neueinstellungen, wobei angesichts der hohen Volatilität das Spektrum der Prognosen von knapp 2 Millionen bis 9 Millionen reicht.Wie aus den jüngsten Indizes des Forschungsinstituts IHS Markit und des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht, scheint die Erholung mittlerweile auch auf die Industrie überzuschwappen. IHS Markits Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe legte im Juni um 10 Zähler auf 49,8 Punkte zu. Steigende Nachfrage und eine Stabilisierung bei den Neuaufträgen hätten insbesondere die Produktion gestützt, heißt es in dem Bericht, der aber zugleich von zunehmendem Preisdruck spricht.Der einschlägige Index des ISM kletterte im Juni von 43,1 auf 52,6 Punkte, ebenfalls dank gestiegener Auftragseingänge und Produktion. Laut Timothy Fiore, der bei dem Institut für die Befragung der Unternehmen zuständig ist, signalisiert der jüngste Bericht, dass “nach einer Serie von 131 Monaten des Wachstums, die im April endete, die Wirtschaft nun zwei Monate in Folge wieder expandierte”. Nach Angaben des US-Handelsministeriums gaben die saisonbereinigten Bauausgaben im Mai um 2,1 % nach, liegen im Vorjahresvergleich aber dennoch um 0,3 % höher. Während der ersten fünf Monate des Jahres fielen die Ausgaben um 5,7 % geringer aus als im selben Zeitraum 2019.