Verbraucherpreisindex

US-Inflation ebbt ab

Die US-Verbraucherpreise haben im November weniger zugelegt als erwartet. Damit wird für die Notenbank der Weg frei, den Fuß vom Gas zu nehmen und das Tempo der Zinserhöhungen zu drosseln.

US-Inflation ebbt ab

det Washington

Der Inflationsdruck in den USA hat im November weiter nachgelassen und dürfte somit Pläne der Notenbank zementiert haben, ihren Kurs ab sofort leicht zu entschärfen. Wie das US-Arbeitsministeriums berichtete, stiegen die Verbraucherpreise im vergangenen Monat nur um 0,1% und auf Jahressicht um 7,1%. Erwartet hatten Bankvolkswirte eine Zunahme um 0,3% und im Vorjahresvergleich um 7,3%. Im Oktober hatten sich Konsumgüter und Dienstleistungen noch um 7,7% verteuert. Die Kernrate, die volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, legte um 0,2% und verglichen mit November 2021 um 6,0% zu. Auch diese Werte lagen unterhalb der Markterwartungen. Analysten und Ökonomen rechnen daher mit einem etwas geringeren Zinsschritt am Mittwoch als bei den vergangenen Fed-Sitzungen.

Einen entscheidenden Beitrag zu der nach wie vor hohen Inflation leisteten Lebensmittel und Wohnkosten. Experten begründen dies unter anderem mit dem steilen Anstieg der Hypothekenzinsen und Finanzierungskosten. Parallel dazu sind nämlich auch die Mieten gestiegen. Die Energiepreise sanken gegenüber Oktober zwar um 1,6%, in erster Linie als Folge des Rückgangs der Benzinpreise. Auf Jahressicht war Energie aber um 13,1% teurer.

Zwar liegt die Jahresrate noch um ein Vielfaches über dem Inflationsziel von 2%, das es aus der Sicht der Fed längerfristig wieder zu erreichen gilt. Gleichwohl verzeichnet das Arbeitsministerium den geringsten Anstieg der Teuerungsrate seit Dezember vergangenen Jahres. Folglich sehen sich Ökonomen in der Überzeugung bestätigt, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank am Mittwoch eine Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte bekanntgeben wird.

Grund zum Optimismus

Trotz der nach wie vor hohen Inflation sagte Erik Norland, Senior Economist der CME Group, dass „die heutigen Daten ermutigend sind und Anlass zum Optimismus geben, dass sich die Inflation im kommenden Jahr weiter abschwächen wird“. Gleichwohl warnte er vor andauernden Risiken, deren potenzielle Folgen nicht zu unterschätzen seien. Anlass zur Sorge geben Norland zufolge nämlich die hohen Mieten, die 30% des Verbraucherpreisindex ausmachen. Schwierigkeiten könnten als Folge der Engpässe am Arbeitsmarkt auch die steigenden Löhne bereiten, so der Experte.

Diane Swonk, Chefvolkswirtin bei KPMG, schätzte die weiteren Aussichten ebenfalls überwiegend positiv ein. Um einen nachhaltigen Kursschwenk seitens der Fed auszulösen, müssten die Währungshüter aber „einen Trend zu niedrigerer Inflation sehen, und einen Trend haben wir noch nicht“, meinte Swonk. Als positiv hob sie aber insbesondere die Tatsache hervor, dass sich die Engpässe in Lieferketten nun auflösen und somit zu der rückläufigen Inflation beitragen. Zudem erwartet die Ökonomin, dass das Überangebot an offenen Stellen und der zunehmende Lohndruck die Inflation wieder befeuern könnten.

Nach Darstellung von Bantleon-Ökonom Andreas Busch sprechen mehrere Faktoren dafür, dass die Inflation im nächsten Jahr weiter zurückgehen wird. Er rechnet damit, „dass der Höhepunkt bei der Mietinflation in den kommenden Monaten überschritten sein wird“. Abwärtsdruck sei auch von den Gebrauchtwagenpreisen und sinkenden Krankenversicherungsprämien zu erwarten. „Eine entscheidende Rolle spielen nicht zuletzt die Dienstleistungspreise, bei denen der Preisauftrieb nachzulassen beginnt“, so Busch.

Nach der Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex unterstellte das Fedwatch Tool der CME Group mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 80%, dass das FOMC den Zielkorridor für den Leitzins am Mittwoch von 3,75 bis 4,0% auf 4,25 bis 4,5 % hochschrauben wird. Zuvor hatte das Gremium den Leitzins vier Mal in Folge um jeweils 75 Basispunkte angehoben.

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