Verbraucherpreise

US-Inflationsdruck nimmt weiter zu

Die an den Verbraucherpreisen gemessene Inflationsrate ist in den USA im Januar auf den höchsten Stand seit 1982 gestiegen. Für viele Ökonomen rückt eine Zinserhöhung um gleich 50 Basispunkte näher.

US-Inflationsdruck nimmt weiter zu

det Washington

Die Verbraucherpreise in den USA sind im Januar so stark gestiegen wie seit 40 Jahren nicht mehr. Dies könnte nach Ansicht von Analysten die Notenbank veranlassen, im März den Leitzins um gleich 50 anstelle der bisher erwarteten 25 Basispunkte anzuheben.

Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums be­richtete, verteuerten sich Konsumgüter am Consumer Price Index (CPI) gemessen gegenüber Dezember um 0,6% und auf Jahressicht um 7,5%, die höchste Rate seit Februar 1982. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, legte ebenfalls um 0,6% und im Vorjahresvergleich um 6,0% zu. Bankvolkswirte hatten bei sämtlichen Werten mit etwas niedrigeren Zahlen gerechnet.

Bedeutende Beiträge zu der Gesamtrate leisteten Lebensmittel und Strom sowie Wohnkosten. Die Wohnkosten allein machen fast ein Drittel des CPI aus. Verglichen mit Januar 2021 legten insbesondere die Energie- und Autopreise zu. Benzin verteuerte sich um 40,0% und Gebrauchtwagen um 40,5%. In einem getrennten Bericht meldete das BLS einen Anstieg der Realeinkommen um 0,1%. Gegenüber Januar 2021 gaben die Stundenlöhne indes um 1,7 % nach. Laut BLS sanken vergangene Woche die Erstanträge auf Arbeitslosengeld um 16000 auf 223000.

Zwar ist nicht der CPI, sondern der vom Handelsministerium veröffentlichte PCE-Preisindex das bevorzugte Inflationsmaß der Fed. Dieser hatte im Dezember im Vorjahresvergleich um 5,8% zugelegt und ohne Energie sowie Lebensmittel um 4,9%. Die Zahlen für Januar werden Ende dieses Monats bekannt gegeben. Sollte auch der PCE auf anhaltend starken Inflationsdruck hindeuten, wovon die meisten Experten ausgehen, dann halten Ökonomen bei den kommenden Sitzungen des Offenmarktausschusses (FOMC) eine deutlich aggressivere Vorgehensweise seitens der Fed für möglich.

„Wir haben mittlerweile eine starke, zyklische Inflation“ sagt Andrew Hunter, leitender Volkswirt bei Capital Economics. Gerade angesichts der Knappheit an Arbeitskräften „ist es unwahrscheinlich, dass die hohe Inflation in absehbarer Zeit nachlassen wird“, meint Hunter. Ähnlich schätzt Diane Swonk, Chefökonomin beim Wirtschaftsprüfungsunternehmen Grant Thornton, die Lage ein. Laut Swonk bestehe ein Problem darin, dass die Fed damit rechne, dass die Inflation von allein zurückgehen wird.

So hatte Notenbankchef Jerome Powell kürzlich noch gesagt, dass „mehrere Faktoren ins Gewicht fallen, die dazu beitragen werden, dass die Inflation im weiteren Jahresverlauf nachlassen wird“. Laut Swonk „scheinen aber bestimmte Inflationskomponenten, vor allem im Dienstleistungssektor, mittlerweile fest verankert zu sein“. Wie aus dem Fed Watch Tool der CME Group hervorgeht, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das FOMC Mitte März den Zielkorridor für den Leitzins um 50 Basispunkte anheben wird, nun bei über 50%. Er liegt zurzeit bei 0–0,25%.

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