US-Konjunktur wieder schwächer

Inflation so niedrig wie zuletzt im Oktober 2016 - Einzelhandel enttäuscht

US-Konjunktur wieder schwächer

Die konjunkturelle Erholung in den USA hat einiges an Schwung verloren. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung im laufenden Jahr könnte laut Beobachtern damit gesunken sein.det Washington – Weiterhin geringer Inflationsdruck und andauernde Schwäche im Einzelhandel haben in den USA Erwartungen einer robusteren Erholung im zweiten Quartal deutlich gedämpft. Nach Angaben des Arbeitsministeriums blieben die Verbraucherpreise im Juni gegenüber dem Vormonat unverändert. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, legte um 0,1 % zu. Im Jahresvergleich zog die Gesamtrate um 1,6 % an. Das ist das kleinste Plus seit Oktober 2016. Im Mai lag die Teuerungsrate noch bei 1,9 %. Analysten hatten mit einem geringeren Rückgang auf 1,7 % gerechnet. Bei der Kernrate wurde im Juni ein Plus von 1,7 % gemessen. Kleidung verbilligte sich den vierten Monat in Folge, und dank der niedrigeren Autopreise gab auch die Transportkomponente nach.Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Äußerungen von US-Notenbankchefin Janet Yellen glauben einige Ökonomen nun, dass die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung im laufenden Jahr gesunken sein könnte. Schließlich stiegen die Verbraucherpreise während der vergangenen fünf Monate zu keinem Zeitpunkt um mehr als 0,1 %. Yellen hatte vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses gesagt, dass die Phase geringen Preisdrucks, den man zunächst für eine vorübergehende Erscheinung gehalten hatte, länger andauern könnte als bisher angenommen. Vor dem Senat relativierte sie dann die Äußerungen mit dem Hinweis darauf, dass die Inflationsrisiken “zweiseitig” seien. Insbesondere könnten Engpässe am Arbeitsmarkt zu höheren Löhnen führen und auf diesem Wege die Inflation wieder anheizen.Gegen weitere Zinserhöhungen spricht auch die Schwäche im Einzelhandel. Laut US-Handelsministerium gaben die Einzelhandelsumsätze im Juni im Monatsvergleich um 0,2 % nach, der zweite Rückgang in Folge. Volkswirte hatten einen leichten Anstieg erwartet. Weniger Geld gaben die Verbraucher an den Tankstellen, in den Supermärkten, in Bekleidungsgeschäften und im Gastgewerbe aus. Gegenüber dem Vergleichsmonat 2016 kletterten die Umsätze um 2,8 %.Zu dem nachlassenden Konjunkturoptimismus trägt auch die schlechte Stimmung unter US-Verbrauchern bei, die sich im Juni weiter eingetrübt hat. Der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan sank im laufenden Monat laut erster Lesung von 95,1 auf 93,1 Punkte und liegt damit um mehr als 10 Punkte unter dem Höchststand, der im Januar 2017 erreicht worden war. Nach Darstellung von Chefökonom Richard Curtin folgen die Zahlen einem Muster, das auch in der Vergangenheit zu beobachten war. “Wenn im ökonomischen Zyklus Höhepunkte erreicht werden, dann werden die Zukunftsaussichten immer negativer eingeschätzt, während die Gegenwartskomponente neue Höhepunkte erreicht”, sagt Curtin. Tatsächlich kletterte der Unterindikator, der die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage widerspiegelt, auf den zuletzt im März erzielten Höchststand. Lichtblick IndustrieFür einen Lichtblick sorgte der Produktionsanstieg in der US-Industrie. Getragen von dem produzierenden Gewerbe und dem Bergbau erhöhten Unternehmen im Juni ihren Output um 0,4 % und übertrafen damit knapp die Markterwartungen. Beim Bergbau wurde ein Plus von 1,6 % gemessen. Das produzierende Gewerbe, in dem im Mai noch ein Rückgang erfasst worden war, steigerte den Output um 0,2 %. Die Kapazitätsauslastung in der Industrie stieg von 76,4 auf 76,6 %. Das Handelsministerium meldete im Mai eine Zunahme der Lagerbestände in der Industrie um 0,3 %.