Verbraucherpreise

US-Leitzinsen könnten noch schneller steigen

Angesichts der rekordhohen Inflation prescht US-Notenbanker Bullard mit Zinsforderungen vor. Die EZB bleibt vage – obwohl EZB-Beobachter die Inflation erstmals langfristig über Ziel sehen.

US-Leitzinsen könnten noch schneller steigen

ast Frankfurt

Der Ukraine-Krieg und seine Folgen für die Wirtschaft setzen die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck. Während die EZB nach wie vor vorsichtig agiert, prescht US-Notenbanker James Bullard mit der Forderung nach noch schnelleren Zinserhöhungen vor.

Im Zuge der Ratssitzung am Donnerstag war die EZB eher vage geblieben: Zwar sollen die Anleihekäufe im dritten Quartal enden, ein konkretes Ausstiegsdatum blieben die Notenbanker aber ebenso schuldig wie einen konkreten Terminplan für eine Erhöhung der Leitzinsen. Von der EZB regelmäßig befragte Ökonomen gehen davon aus, dass der Krieg die Inflation weiter treiben wird, auf durchschnittlich 6,0% in diesem Jahr. Erstmals sehen die EZB-Beobachter die Inflation nun langfristig knapp über dem EZB-Ziel von 2%.

Während die Euro-Hüter sich sorgen, mit einer zu schnellen Zinserhöhung die Erholung nach der Coronakrise auszubremsen, hat die Fed ihren Leitzins im März angehoben und mehrere weitere Schritte angekündigt. Fed-Notenbanker Bullard sprach sich nun gar für eine Anhebung auf 3,5% bis zum Jahresende aus. Dahin könne man aber nicht in einem Schritt kommen. Eine Anhebung um gleich 75 Basispunkte bei einer der folgenden Sitzungen schloss der Präsident des Fed-Ablegers von St. Louis nicht aus. Die US-Wirtschaft werde nicht in eine Rezession fallen und die Arbeitslosenquote werde 2022 wohl auf 3% sinken. Der Präsident der Federal Reserve Bank of Chicago, Charles Evans, sagte, dass die Zinssätze wahrscheinlich über das Niveau steigen werden, das die Wirtschaft weder bremst noch beschleunigt – aber wie viel höher wird davon abhängen, ob die Inflation wie erwartet abkühlt.

Angesichts der hohen Inflation auch in Deutschland hält Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Lohnanpassungen als Ausgleich für „absolut notwendig“. Das sei auch wichtig, „damit der Konsum weiterhin aufrechterhalten werden kann“, sagte der Ökonom im Deutschlandfunk. „Wenn das nicht passiert, dann werden die Unternehmen Schwierigkeiten bekommen, die Arbeitslosigkeit wird steigen, und dann kommen wir in eine Spirale aus immer schwächerem Wachstum und hoher Inflation“, warnte Fratzscher.