Venezuela streicht fünf Nullen
af/dm Buenos Aires/Frankfurt – Venezuela versucht mit einer massiven Abwertung der Landeswährung der galoppierenden Inflation Herr zu werden. Die Nationalwährung Bolívar Fuerte (“starker Bolívar”) wird durch den neuen Bolívar Soberano (“souveräner Bolívar”) ersetzt, zum Wechselkurs 1:100 000. Es werden also fünf Nullen gestrichen. Der Wert des Bolívar Soberano wird an die Kryptowährung Petro gebunden. Diese basiert wiederum auf dem Wert eines Fasses venezolanischen Rohöls (rund 60 Dollar). De facto bedeutet die von Präsident Nicolás Maduro in der vergangenen Woche angekündigte Reform eine Abwertung des offiziellen Wechselkurses um rund 96 %. Damit akzeptiert die Regierung den bislang verteufelten Schwarzmarktkurs des Dollar, der zuletzt bei 6 Mill. Bolívar lag. Umstritten ist die Stützung der Währung auf die Ölreserven des “Ayacucho Block”. Denn diese Vorkommen sind bislang nicht zugänglich, und ihre Förderung würde Milliardeninvestitionen verschlingen, die Venezuela sich nicht leisten kann. Die US-Behörden untersagen Finanzinstituten ihres Landes Transaktionen mit der Kryptowährung Petro, die sie als “Betrug” bezeichnen. Daher scheint es unwahrscheinlich, dass Investoren freiwillig 60 Dollar für einen Petro bezahlen würden. Darum fürchten Analysten, dass die Hyperinflation weiter angefacht wird. Maduro selbst sieht das freilich anders. Er verkündete seinen Bürgern, er habe “ohne die Hilfe von Experten” die “magische Formel” gefunden, um die massiven Probleme des von Hyperinflation ausgezehrten Landes in den Griff zu bekommen. Der Petro werde zum “Anker” des Bolívar Soberano. Der gesetzliche Mindestlohn beträgt ab dem 1. September einen halben Petro. Faktisch kommt das einer 30-fachen Erhöhung des Mindestlohns gleich. Die dadurch entstehenden Mehrkosten für kleine und mittlere Unternehmen wolle die Regierung drei Monate lang übernehmen. Ökonomen fürchten aber, dass die Erhöhung des Mindestlohns viele Unternehmen dazu zwingen wird, die Preise zu erhöhen. Viele Klein- und Mittelbetriebe könnten gezwungen sein, Mitarbeiter zu entlassen. Auch deutlich steigende Importkosten dürften sich in der Preisentwicklung niederschlagen.Mit “preußischer Fiskaldisziplin” soll ein “Nulldefizit” erreicht werden. Dafür sollen Mehrwertsteuer, Gewinnsteuer und die Steuer auf Finanztransaktionen erhöht werden. Außerdem soll die Subventionierung von Benzin zum großen Teil fallen, die das Land jährlich etwa 15 Mrd. Dollar kostet.Die Finanzmärkte des Landes sind schon lange am Boden. In Euro gerechnet hat der venezolanische Aktienmarkt gemessen am IBC Index seit Anfang 2018 rund 99 % verloren. Eine im Default befindliche Dollar-Anleihe des Landes über 2 Mrd. Dollar mit Fälligkeit im Juli 2028 notierte zuletzt auf 25,71 %.